Oldenburg. Diakonie und Caritas im Oldenburger Land fordern zum Halbjahreswechsel in den Schulen mehr staatliche Unterstützung für Familien mit wenig Geld. Die vom Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung gewährten 100 Euro pro Jahr für arme Schulkinder reiche absolut nicht aus, sagt Caritas-Referent Dietmar Fangmann. Zwischen den Regionen, Schularten und Jahrgangsstufen gebe es gravierende Unterschiede. Die kirchlichen Hilfsdienste forderten die Bundes- und Landespolitiker auf, sich für eine generelle Lehr- und Lernmittelfreiheit für alle Schüler einzusetzen.
Caritas und Diakonie haben Fangmann zufolge gemeinsam 277 sogenannte Lernmittelbedarfslisten aller Schularten zwischen Wilhelmshaven und Vechta ausgewertet: "Im Durchschnitt benötigt ein Kind zum Schuljahresbeginn mindestens 152,67 Euro." Die 70 Euro zum Schuljahresbeginn und 30 Euro zum Halbjahreswechsel vom Staat reichten für Hefte, Stifte und Bücher nicht aus. Die Vorgaben der Schulen seien für viele Eltern jedes Mal "eine mittlere finanzielle Katastrophe".
Große regionale Unterschiede
Besonders überrascht hätten die regionalen Unterschiede, sagte Fangmann. Während die Schüler in Vechta im Mittel knapp 200 Euro im Jahr benötigten, kämen die Kinder in Delmenhorst oder Wilhelmshaven mit rund 100 Euro aus. Noch gravierender sei es bei den Schulformen: An Gymnasien stünden Materialien im Wert von rund 270 Euro auf den Listen, bei den Förderschulen dagegen nur für 120 Euro.
Caritas-Direktor Gerhard Tepe appellierte an die Politik, kurzfristig die Zuschüsse an die tatsächlichen Bedarfe anzupassen. Dabei müssten die regionalen Besonderheiten berücksichtigt werden. Laut dem Oldenburger Diakoniechef Thomas Feld gelte jeder fünfte der insgesamt 823.000 Schüler in Niedersachsen als arm. Bekomme jeder Schüler 100 Euro mehr, seien dies knapp 16,5 Millionen Euro. "Angesichts der gesamten Bildungskosten ist dies eine überschaubare und finanzierbare Summe, die zu mehr Bildungsgerechtigkeit beiträgt." (epd)