Mehr als 16.000 Menschen haben nach Polizeiangaben in Hamburg gegen die AfD und deren Kanzlerkandidatin Alice Weidel protestiert. Anlass war eine Veranstaltung der AfD-Bürgerschaftsfraktion mit der Parteichefin im Rathaus der Hansestadt.
Laut Polizei wurde ein Demonstrationszug kurzzeitig gestoppt, bis Teilnehmende nach Aufforderung Vermummungen abgelegt hatten. Zudem hätten Personen versucht, Absperrungen zum Bannkreis am Rathaus zu durchbrechen. Um das zu verhindern, hätten die Einsatzkräfte auch Pfefferspray eingesetzt, teilte die Polizei am Abend mit. Zur Hauptdemonstration hatte das Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBgR) aufgerufen.
Bürgermeister Tschentscher über Weidel: Ungebetener Gast
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erinnerte vor Weidels Besuch an die in der Hamburgischen Verfassung festgeschriebene Vielfalt und Weltoffenheit. „Denn manchmal hat man auch im Rathaus ungebetene Gäste. Aber unsere Demokratie ist stark und wehrhaft“, schrieb er auf X (vormals Twitter).
Heute ist ein guter Tag, um an die Hamburgische Verfassung zu erinnern. Denn manchmal hat man auch im Rathaus ungebetene Gäste. Aber unsere Demokratie ist stark und wehrhaft. pic.twitter.com/apxxhiJgf7
— Peter Tschentscher (@TschenPe) January 16, 2025
Der Hamburger AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann reagierte empört auf Tschentschers Worte. „Während friedfertige Bürger unserer Veranstaltung beiwohnen möchten, planen Linke gewaltsame Blockaden. Anstatt diese Gewaltandrohungen konsequent zu verurteilen, fällt dem Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher nichts weiter sein, als von ‘ungebetenen Gästen’ im Rathaus zu fabulieren und die Stimmung weiter anzuheizen“, sagte er laut Mitteilung der AfD-Fraktion.
Demo gegen die AfD: Mehr Teilnehmende als erwartet
„Wir finden es großartig, dass so viele gekommen sind“, erklärte Cornelia Kerth vom HbGR nach der Veranstaltung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Hamburger Polizei hatte für die Hauptdemonstration, die laut Kerth mit 250 Teilnehmenden angemeldet war, mit mindestens 2.000 Teilnehmenden gerechnet, zu zwei weiteren Demonstrationen waren laut Polizei 250 bzw. 30 Teilnehmende angemeldet. Kerth sagte, schon nach dem AfD-Parteitag am vergangenen Wochenende im sächsischen Riesa sei klar gewesen, dass es deutlich mehr Teilnehmende werden dürften.
Die AfD ist in mehreren Bundesländern vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Das Bundesamt für Verfassungsschutz arbeitet an einem Bericht, ob die Partei auch bundesweit von einem Verdachtsfall hochgestuft wird.