Als Gegenzeichen zur Machtbesessenheit und Profitgier von Herrschenden versteht Kardinal Reinhard Marx das Weihnachtsfest. „Weihnachten sendet eine Botschaft der Hoffnung“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag bei seiner Jahresbilanz im Münchner Presseclub. Auch wenn die Bedeutung der Kirchen in Deutschland aufgrund des Mitgliederschwunds derzeit abnehme, müssten gerade Christinnen und Christen „Pilger der Hoffnung“ sein: „Wo sollen die Hoffnungsressourcen denn sonst herkommen?“, fragte Marx. Kirche dürfe den Propheten des Untergangs nicht folgen und keine Angst vor der Zukunft haben.
Zudem nehme er einen leichten Gegentrend wahr. So habe er zuletzt 50 Erwachsenen das Sakrament der Firmung gespendet: „Das sind vor allem jüngere Menschen unter 40 Jahren, davon viele Männer“, berichtete der Kardinal. Er spüre eine Sehnsucht in der Gesellschaft danach, dass jemand „für die Menschheit spricht“, statt nur für nationale oder ökonomische Interessen. Diese Sehnsucht habe sich auch im großen Medieninteresse beim Begräbnis von Papst Franziskus und bei der Wahl von Leo XIV. gespiegelt.
Den am 8. Mai 2025 gewählten neuen Papst würdigte Marx als „ruhig, sachlich zuhörend, klar in seiner Orientierung“. Leo XIV. sei „keine Kopie“ seines Vorgängers, dem im April 2025 verstorbenen Papst Franziskus, führe aber viele seiner Ideen fort. Um die hierarchischen Strukturen der Kirche zu verändern, sei jedoch jemand nötig, „der die verschiedenen Meinungen zusammenführt“, erklärte der Kardinal. Leo XIV. sei dafür die richtige Person. (3870/09.12.2025)