Erziehung ist Sache der Eltern, wie die evangelische Theologin Margot Käßmann meint. Oma und Opa haben demnach eine andere Funktion.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann (65) rät Großeltern zu Zurückhaltung beim Thema Erziehung: “Ich denke, die Großeltern sollten die Gelassenheit haben, zu denken: In die Erziehung mische ich mich nicht ein. Das ist das Spielfeld der Eltern – und auch ihre enorme Leistung”, sagte Käßmann in einem vom Ingolstädter “Donaukurier” (Wochenende) veröffentlichten Interview. Die siebenfache Großmutter ergänzte: “Gerade mit Blick auf Handy und Internet ist das echt eine Herausforderung und ich respektiere die Regeln, die sie setzen.”
Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) führte aus: “Was wir Großeltern machen ist Zusatzprogramm und für uns die Kür. Mit so einer Haltung lösen sich die Konfliktpotenziale auf, die Erziehungsmethoden, Zeitmanagement, Ernährungsregeln und so weiter mit sich bringen.” Gefragt nach ihrem wichtigsten Tipp für ein harmonisches Verhältnis zwischen Großeltern und Eltern antwortete Käßmann: “Freut euch einfach gemeinsam über das Glück, diese wunderbaren Kinder begleiten zu dürfen.”
Im Zusammenhang mit dem Thema Familie äußerte sich Käßmann auch gesellschaftskritisch. Sie sagte, sie unternehme zwar regelmäßig etwas mit ihren Enkelkindern, doch sie wünschte, sie könnte noch mehr Zeit für sie aufbringen. Denn: “So oft wird die Kita früher geschlossen oder es gibt Schwierigkeiten mit Abholen aus der Schule. Es wird heute öffentlich behauptet, es gebe kein Problem mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber das stimmt schlicht nicht!”
Weiter erzählte die Protestantin: “Enkel erweitern den Blick auf das Leben. Du siehst Kinder heranwachsen und begreifst auch, dass die Verantwortung beispielsweise für die Mitwelt, das Klima weit über deine Lebenszeit hinausgeht. Den Kindern möchte ich gern Tradition, auch meinen christlichen Glauben, den Rhythmus des Lebens weitergeben. Und sie lernen durch uns Alte, dass das Leben begrenzt ist, aber nicht die Liebe.”