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Lüster von Schloss Herrenchiemsee in luftiger Höhe restauriert

“Luster” sagen die Österreicher, wenn sie “Lüster” meinen – und für die ist die Wiener Firma Lobmeyr weltweit bekannt. Ihre Glaskunst ist in der New Yorker Met zu bewundern; auch Bayerns König Ludwig II. schätzte sie.

Eine Fachfirma hat im Schloss Herrenchiemsee in luftiger Höhe erfolgreich den 2,8 Meter hohen und zwei Meter breiten Lüster des Gardesaals restauriert. Das teilte die Bayerische Schlösserverwaltung am Montag in München mit. Die Arbeiten seien mit Hilfe eines Gerüstes vorgenommen worden, um die originale Verdrahtung der Gläser zu erhalten.

Der Lüster wurde den Angaben zufolge 1883 von der österreichischen Firma Lobmeyr geliefert. Bayerns König Ludwig II. (1845-1886) hatte sie bei der Weltausstellung in Wien 1873 kennengelernt und damit beauftragt, sämtliche Kristalllüster für das Neue Schloss Herrenchiemsee herzustellen. Eine elektrische Beleuchtung wäre damals zwar bereits möglich gewesen, der Monarch habe aber auf Kerzen bestanden: Ganze 84 Stück befinden sich auf dem Lüster.

Im Gegensatz zu den Lüstern im Spiegelsaal von Herrenchiemsee ist jener im Gardesaal fest mit einer Kette im Dachstuhl verankert und kann nicht herabgelassen werden, wie es heißt. Um das Anzünden der Kerzen zu erleichtern, gab es spezielle Zündschnüre, die sie miteinander verbanden. Das Anzünden der Kerzen in sämtlichen Repräsentationsräumen des Schlosses müsse dennoch sehr lange gedauert haben. Auch der Verbrauch sei immens gewesen: Beachtliche 40.000 Kerzen seien allein während der neun Tage verbraucht worden, an denen sich Ludwig II. vom 30. September bis zum 8. Oktober 1883 im Schloss aufgehalten habe.

Der Mitteilung zufolge werden aus konservatorischen Gründen die Kerzen heute nicht mehr angezündet. Das Gestell des Lüsters ist aus bronziertem Eisen gefertigt. Durch Wachsspritzer und die Reibung der anliegenden Glaspendel sei die Oberfläche des Gestells teilweise abgeschabt gewesen. Der vielfältige Glasbehang habe teilweise gefehlt. Da das Schloss einen reichen Bestand an Originalglasbehang beherberge, hätten nur von einer der 16 unterschiedlichen Formen, die sich in dem Lüster befänden, neue Pendel angefertigt werden müsse. Zudem seien 30 der aufwendig facettierten Lichtteller unmittelbar unterhalb der Kerzen neu geschliffen worden.