Der Ethnologe und Religionswissenschaftler Karl-Heinz Kohl erhält den Sigmund-Freund-Preis für wissenschaftliche Prosa 2024. Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2024 geht an die Essayistin und Kritikerin Marie Luise Knott, wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt am Freitag mitteilte. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert und werden zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 2. November in Darmstadt verliehen. Den Büchner-Preis bekommt in diesem Jahr der Autor Oswald Egger.
Karl-Heinz Kohl wurde 1948 in Fürth geboren und war Professor an den Universitäten Mainz und Frankfurt am Main. In Frankfurt leitete er das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung bis 2016. Kohl schrieb zahlreiche Bücher, darunter „Ethnologie – die Wissenschaft vom kulturell Fremden“ (1993/2012) und jüngst „Neun Stämme. Das Erbe der Indigenen und die Wurzeln der Moderne“ (2024). Der Ethnologe besteche in der Klarheit der Darstellung, mit der er die historische Urteilskraft schärfe, lobte die Jury: „In seinem Werk lernen die Europäer erst durch die Anerkennung der indigenen Kulturen, wer sie selber sind.“
Die 1953 in Köln geborene Marie Luise Knott arbeitete als Lektorin in den Verlagen Otto Maier und Rotbuch, leitete die von ihr gegründete deutschsprachige Ausgabe der französischen Monatszeitung „Le Monde diplomatique“ und ist seit 2006 freie Essayistin, Kritikerin, Übersetzerin und Herausgeberin. Knott nutze in ihrem weitgespannten Werk die Kunst der minutiösen Lektüre zur Freilegung der politischen und sozialen Energien in der Literatur, hob die Jury hervor: „Ihr Werk steht für die Einheit von ästhetisch avancierter und politisch wacher Kritik.“
Beide Preise werden seit 1964 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen. Der Sigmund-Freud-Preis wird von der Stiftung des Darmstädter Energieversorgers Entega finanziert, der Johann-Heinrich-Merck-Preis von dem Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck.