Von Wolf Krötke
Der Ort, an den wir gestellt sind“ – für Menschen mit DDR-Erfahrung klingt das vertraut. Vor dem Mauerbau war in den DDR-Kirchen die Meinung verbreitet, dass es sich beim sozialistischen Staat nur um eine Übergangserscheinung handle. Es galt „zu überwintern“. Vielen Gemeindegliedern dauerte das zu lange. Sie flohen. Nach 1961 bestand diese Möglichkeit nicht mehr. Es galt nun für alle in der Kirche, „den Ort anzunehmen, an den wir gestellt sind“. Das Lied des Mecklenburgischen Jugendpastors Walter Schulz von 1962 spiegelt diese Situation. Es ist für einen Jugendgottesdienst geschrieben. Es will jungen Christinnen und Christen sagen: Resigniert nicht, wenn der atheistische Weltanschauungsstaat euch das Leben schwer macht! Gottes Liebe zu „dieser Welt“ hat einen langen Atem. Gehört euer Leben diesem Gott, dann könnt ihr mit starkem Rückhalt mutig überall davon reden. Ihr könnt „zeigen“, wie ausdauernd Gottes Liebe allen Menschen gilt und sie auch befähigt, für eine freie, gerechte Gesellschaft einzutreten.
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