Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Italiens Präsident Sergio Mattarella hoffen nach der Flutkatastrophe mit Zehntausenden Geflohenen auf Frieden in Libyen. Beim Besuch Steinmeiers in Italien erklärten beide in Syrakus auf Sizilien, dass die Tragödie als ein Weckruf dienen könne. „Wir ermutigen alle politischen Akteure, dem Ruf des libyschen Volkes nach Frieden und Stabilität auf der Grundlage eines erneuerten Gefühls der nationalen Einheit und Zielstrebigkeit Folge zu leisten.“
Die beiden Staatsoberhäupter bekräftigten ihre Solidarität mit dem libyschen Volk und drückten ihre Bewunderung für „den unermüdlichen Einsatz der libyschen und internationalen Rettungsteams vor Ort“ aus. Deutschland und Italien leisteten jede erdenkliche Unterstützung. Die Staatschefs würdigten „die bemerkenswerte Solidarität des libyschen Volkes im eigenen Land und die anhaltende Zusammenarbeit zwischen allen Seiten, Gruppen und Institutionen, die keinen Unterschied zwischen West, Ost und Süd macht“.
Unterdessen teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit, dass schätzungsweise 43.000 Menschen durch die Überschwemmungen im Nordosten Libyens vertrieben wurden. Berichten zufolge zwinge die fehlende Versorgung mit Trinkwasser viele Menschen, aus dem stark betroffenen Derna zu fliehen.
Die Menschen seien etwa in die Stadt Tobruk an der libyschen Mittelmeerküste geflohen. Die meisten von ihnen seien bei Verwandten untergebracht. Beobachter vor Ort berichteten, dass Familien aus Derna weiterhin auch in westliche Orte wie die Hauptstadt Tripolis kämen. Die meisten von ihnen seien bei Gastfamilien untergekommen. Allerdings benötigten sie dringend Nahrungsmittel, Trinkwasser sowie psychische und psychosoziale Unterstützung.
Amnesty International forderte die Libyschen Arabischen Streitkräfte unter Kommando des Rebellengenerals Chalifa Haftar auf, unverzüglich alle Beschränkungen für die Medien aufzuheben und die Lieferung humanitärer Hilfe zu erleichtern.
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 übernahmen Milizen die Macht in dem erdölreichen Wüstenland und stürzten es nach und nach ins Chaos. Ein Bürgerkrieg spaltete Libyen in Machtbereiche im Osten und Westen mit zwei konkurrierenden Regierungen. Vor fast zwei Wochen wütete ein heftiges Unwetter in dem krisengebeutelten Land. Es kam nach Dammbrüchen zu schweren Überschwemmungen vor allem in der östlichen Stadt Derna. Tausende Menschen kamen ums Leben, zahlreiche weitere werden vermisst.