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Letzte Ehre für Philomina

Wir können nur ahnen, wie Philominas Leben verlaufen ist. Geboren in der Weimarer Republik, Jugend im Nationalsozialismus, Krieg und Wiederaufbau… Allein die historischen Eckpunkte zeigen: Die bayerische Hausfrau muss viel erlebt haben. Jetzt ist sie im gesegneten Alter von 93 Jahren gestorben. Bestattet wurde sie am 11. Februar auf einem Friedhof im Landkreis München.
Viel mehr geht nicht hervor aus der kleinen Notiz in der „Süddeutschen Zeitung“, zu finden unter der Rubrik „Bestattungen – Landeshauptstadt München“ und „Bestattungen im Landkreis München“.
Ob Philomina krank war oder einfach nur altersschwach und lebenssatt, ob sie einen Mann gehabt hat, Kinder oder andere Angehörige, die um sie trauern, ob sie in der Hoffnung auf ein ewiges Leben starb oder gequält von Fragen und Zweifeln – all das wissen wir nicht.

Ähnliche Nachrichten wie die in der „Süddeutschen“ gibt es auch woanders. Sie stehen unter Überschriften wie „Familienchronik“ oder „Amtshandlungen“. Wie behördlich ihr Ton auch ist und wie herzlos sie erscheinen mögen im Gegensatz zu persönlichen Traueranzeigen – die kleinen Notizen sorgen dafür, dass Menschen nicht namenlos und unbemerkt sterben, dass sie nicht einfach plötzlich weg sind und niemand weiß wohin.
Philomina ist zu wünschen, dass sie eine Traueranzeige bekommen hat und eine Trauerfeier mit Gebeten, Reden und Gesängen. Falls aber nicht, so ist ihr mit der Zeitungsnotiz wenigstens eine bescheidene letzte Ehrung zuteil geworden.
Und vielleicht findet sich ja unter den Zeitungsleserinnen und -lesern jemand, der sich gerne an sie erinnert und dankbar ist zu wissen, wo sie nun ihre letzte Ruhestätte gefunden hat.