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Lehrerpräsident: Verbote helfen bei Social Media nicht weiter

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, lehnt es ab, Jugendlichen zum Beispiel bis zum Alter von 16 Jahren die Nutzung von Instagram oder TikTok zu verbieten. Eine gesetzliche Altersbegrenzung für Social Media sei „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“, sagte Düll. Statt mit kaum umsetzbaren Verboten zu hantieren, komme es darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen.

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) verwies auf das Suchtpotenzial bei der Nutzung von Handys und sozialen Netzwerken. Es brauche altersgerechte Regelungen an Schulen und für zuhause, sagte Prien am Mittwoch im Deutschlandfunk: „Ein Handy hat bei einem Grundschulkind ganz sicher nichts im Kinderzimmer zu suchen.“ Das sei ähnlich zu bewerten wie Alkohol. Auch vor dem Konsum von Alkohol würden Kinder und Jugendliche wegen der damit verbundenen gesundheitlichen Schäden gesetzlich geschützt.

Prien sprach sich dafür aus, auf Ebene der Bundesländer Altersbegrenzungen für Handys an Schulen festzulegen. Zu einem Verbot für Grundschulkinder sieht die Bundesministerin einen weitgehenden Konsens. „Bei den jüngeren Jugendlichen müssen wir jetzt darüber diskutieren, wo die Grenze zu setzen ist“, sagte sie. Bis zum Alter von 14 Jahren hält Prien „klare Regelungen“ auf Länderebene für angemessen. „Ab 15 müssen die Schulen da eigene Wege gehen können“, sagte sie.

Lehrerverbands-Präsident Düll sagte der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Mittwoch), es sei ein verständlicher Wunsch, die Kinder zu schützen. „Aber Facebook, Instagram und TikTok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden. Verbote helfen da nicht weiter“, sagte der Verbandspräsident, der im Landkreis Augsburg als Schulleiter arbeitet. Düll äußerte Zweifel daran, dass ein Verbot wirkungsvoll umgesetzt werden könne. Auch viele Eltern kommunizierten mit den Kindern via Social Media.

„Der Staat sollte Familien keine überflüssigen Vorschriften machen“, sagte Düll. Er betonte zudem: „Auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht, sich zu informieren. Es kann uns gefallen oder nicht: Aber wenn sie sich zum Beispiel über Politik informieren, geschieht das oft über Social Media.“

Prien kündigte an, zusammen mit den Bundesländern eine Kommission einzurichten. Ziel sei eine Strategie, um die Kinder und Jugendlichen stärker zu schützen und zugleich besser auf die digitale Welt vorzubereiten. (1982/19.06.2025)