Das deutsche Gesundheitswesen lebt stark von ausländischen Fachkräften. Doch Minister Lauterbach warnt: Viele von ihnen wollten in ihre Heimat zurückgehen. Notwendig seien mehr Medizin-Studienplätze in Deutschland.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt vor Versorgungslücken im Gesundheitssystem, sollten Fachkräfte aus Syrien und anderen Nationen in größerer Zahl Deutschland verlassen. “Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass viele von ihnen auch wieder in ihre Heimat zurückgehen werden. Dabei geht es nicht nur um Syrien, sondern auch um Polen, Rumänien, Ungarn”, sagte der SPD-Politiker dem “Spiegel”.
Deutschland dürfe sich nicht darauf verlassen, dass es die Lücken im Gesundheitssystem mit Personal aus dem Ausland beheben könne, fügte der Minister hinzu. Er sieht die Bundesländer in der Pflicht. “In den Bundesländern müssen schnell 5.000 zusätzliche Medizinstudienplätze geschaffen werden, weil wir in Deutschland Ärzte in Zukunft verlieren werden”, sagte er.
Zum Wintersemester 2023/2024 starteten laut Statistischem Bundesamt insgesamt 10.058 Studienanfängerinnen und -anfänger im Bereich Medizin. Das sind nur 82 mehr neue Medizinstudierende als zum Wintersemester 2020/2021. Hauptknackpunkt beim Ausbau der Studienplätze ist die Finanzierungsfrage: Der Bund will sich nicht an den Mehrkosten beteiligen und die eigentlich zuständigen Länder zeigen sich zurückhaltend.
Der Minister riet davon ab, syrische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland halten zu wollen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten. “Das ist unethisch”, sagte Lauterbach und verwies darauf, dass medizinische Expertise in Syrien gebraucht werde.