Artikel teilen:

Lateinamerikas Kirche schlägt wegen verheerender Waldbrände Alarm

In vielen lateinamerikanischen Ländern toben die schlimmsten Feuer seit Jahren. Die katholische Kirche appelliert an die Regierungen, endlich zu handeln.

“Die Brände im Pantanal und Amazonas sind die schlimmsten seit fast 20 Jahren”, titeln brasilianische Medien. Auch im argentinischen Cordoba brennen die Wälder lichterloh. In Bolivien warnen Experten vor einer ökologischen Katastrophe. Und in Mexiko werden weitere 219 Hektar Wald für das Touristenprojekt “Tren Maya” abgeholzt. Schlagzeilen aus dieser Woche, die nur einen kleinen Ausschnitt dessen abbilden, was tatsächlich in Lateinamerika passiert.

Die Lage ist dramatisch, die Gründe für die verheerenden Feuersbrünste sind vielschichtig. Die Region wird von einer schlimmen Dürre heimgesucht, immer wieder schlagen kriminelle Brandstifter zu, zudem versagen die Regierungen bei der Brandbekämpfung. Weil das internationale Interesse an der Katastrophe vergleichsweise gering ist, erhebt nun die katholische Kirche umso lauter ihre Stimme. Die Brasilianische Bischofskonferenz forderte die Politik auf, “dringend rasche, wirksame und strukturierte Maßnahmen zu ergreifen”, um die Krise zu bewältigen und die Einhaltung der Gesetze zu garantieren. Die Verantwortlichen müssten bestraft und Investitionen zugunsten einer nachhaltigen Umweltpolitik gewährleistet werden.

Ähnlich ist es in Bolivien. Das Land wird von einem erbitterten Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales und Amtsinhaber Luis Arce erschüttert. Beide stammen aus derselben Partei: der sozialistischen MAS. “Unser Himmel ist nicht mehr der reinste in Amerika, sondern der am stärksten verschmutzte in der Welt”, sagte Weihbischof Stanislaw Dowlaszewicz in Santa Cruz de la Sierra kürzlich und rief die Politik auf, endlich zu handeln: “Ist es für die Behörden so schwierig, die richtigen Mittel zu bekommen, um die Brände zu löschen?”

Schon vor einigen Tagen hatte Dowlaszewicz auf die dramatische Entwicklung hingewiesen: “Wir könnten zu einer neuen Holzkohlefabrik werden, wenn nicht sofort etwas unternommen wird”, sagte der Geistliche. Der Vorsitzende der Bolivianischen Bischofskonferenz, Aurelio Pesoa Ribera, kritisiert angesichts der innenpolitischen Machtkämpfe das offensichtliche Desinteresse der Politik an drängenden Umweltfragen: “Während das Land durch Brände zerstört wird, scheint es andere nicht zu kümmern.”

Auch Kolumbiens Kirche sendet einen Hilferuf. Francisco Munera Correa, Erzbischof von Cartagena und Vorsitzender der Bischofskonferenz, wird in dieser Woche in den lokalen Medien zitiert: “Wir richten einen dringenden Appell, einen SOS-Ruf, an alle kommunalen, regionalen und nationalen Behörden, sich dieser sehr ernsten Notlage anzunehmen, die wir in mehreren Gegenden des Landes mit den Waldbränden haben.”

Als wären die Brände nicht schon schlimm genug, kommen weitere schlechte Nachrichten hinzu: Brasilien will am umstrittenen Ausbau der Amazonas-Autobahn 319 festhalten, Mexiko forciert zugunsten eines Eisenbahnprojekts die Abholzung.

Angesichts der alarmierenden Lage schloss sich nun auch Amnesty International den Aufrufen an: “Die führenden Politiker Südamerikas müssen mehr denn je dringende Maßnahmen ergreifen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern, die irreversible Folgen für den gesamten Planeten und künftige Generationen haben könnte. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen”, erklärte Südamerika-Direktorin Ana Piquer.