Immer mehr Drogenanbau, ein politisches Comeback von Öl- und Gasförderung und dann auch ein Stopp der Zahlungen von US-Hilfsgeldern: Um die Zukunft des südamerikanischen Regenwaldes ist es nicht gut bestellt.
Oswaldo Muca Castizo, Koordinator der Organisation indigener Völker aus dem kolumbianischen Amazonasgebiet (OPIAC), sieht eine düstere Zukunft für den südamerikanischen Regenwald: “Wenn USAID geschlossen wird, wird die Abholzung zunehmen; der Drogenhandel wird zunehmen, der illegale Bergbau wird zunehmen.” USAID, die US-Behörde für internationale Entwicklung, ist unter Beschuss der neuen US-Regierung von Donald Trump und seinem “Effizienz-Experten” Elon Musk.
In den vergangenen Jahren engagierte sich USAID in zahlreichen Projekten für den Waldschutz und gegen den Drogenanbau. Nun sind die Mittel erst mal gestoppt. Ob sie bald wieder fließen oder dauerhaft eingestellt werden, weiß derzeit niemand.
In welchem Land auch immer im riesigen Amazonas-Gebiet – es kommen derzeit fast nur schlechte Nachrichten aus der Region. In Kolumbien steigt die Kokain-Produktion. Fast immer geht das zu Lasten der Wälder; nicht nur durch die Zerstörung von Waldflächen, sondern auch durch den Einsatz von Chemikalien bei der Kokain-Produktion in illegalen Labors. Weil dort nur der Profit zählt, gelangen die Chemie-Abfälle meist ungefiltert in die Natur.
Brasilien erwägt derweil die Ölförderung im Amazonas-Mündungsbecken. Indigene Aktivisten und Umweltschützer protestieren heftig; doch Präsident Lula da Silva will das Projekt um jeden Preis durchsetzen. Das kirchennahe Institut Humanitas Unisinos kommentierte in dieser Woche enttäuscht: “Inmitten einer Hitzewelle und acht Monate vor dem Weltklimagipfel setzt Lula weiter auf Öl.”
Inzwischen nehmen vielerorts die Zweifel an einer vor allem aus Europa forcierten Energiewende zu. In einem Beitrag auf der Internetseite des katholischen Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM gibt es Kritik am “grünen Kapitalismus”. Mauricio Lopez, Direktor der in der Region aktiven Bildungs-NGO PUAM, kritisiert, dass die “grüne Transition” trotz wohlklingender Worte einen massiven Abbau von Bodenschätzen mit sich bringe.
Die ökologische und soziale Krise des Gebietes könne nicht mit leerer Rhetorik gelöst werden. Mit der Verschärfung des Klimawandels hätten sich Unternehmen und Regierungen einen umweltpolitischen Diskurs zu eigen gemacht, der technologische und marktbasierte Lösungen verspreche. Laut PUAM setzen allerdings viele dieser Strategien jene Ungerechtigkeiten fort, die den Amazonas seit Jahrhunderten verwüstet hätten. “Die einzige wirkliche Antwort ist eine integrale Umwandlung, bei der die Völker des Amazonasgebiets ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen”, so Lopez.
International fast unbemerkt geht die brutale Gewalt gegen die indigenen Völker in Lateinamerika weiter. Für Entsetzen sorgte jüngst der gewaltsame Tod von Francisco Mapura vom Volk der Leco in Bolivien. Der Angriff ereignete sich vor wenigen Tagen im Territorium der Leco im Nationalpark Madidi. Der Mord sei Ergebnis einer systematischen Belagerung und Gewalt durch wirtschaftliche Interessen, die sich dem Landhandel und dem illegalen Bergbau verschrieben hätten, heißt es in einer Erklärung des kirchlichen Amazonas-Netzwerks Repam.