Donald Trump setzt die südlichen Nachbarn unter Druck, um US-Interessen durchzusetzen. Nicht ohne Erfolg. Allerdings formiert sich in Lateinamerika eine Gegenbewegung unter den links regierten Staaten.
Es ist ein Feuerwerk an Erfolgsmeldungen, die US-Präsident Donald Trump seit einigen Tagen verbreitet. Etwa, dass der Panamakanal sich nach dem Kauf der beiden Häfen an den Enden der lebenswichtigen Welthandelsader wieder unter US-Kontrolle befinde. Gemeint ist, dass der Investment-Riese Blackrock die Häfen vom bisherigen Besitzer aus Hongkong gekauft hat. Panamas Präsident Jose Raul Mulino erklärte dazu, Trump lüge erneut. Vorher habe sich der Kanal nicht unter chinesischer Kontrolle befunden – und nun auch nicht in US-amerikanischer Hand.
Darüber hinaus übernehmen mehrere zentralamerikanische Staaten inzwischen die Funktion von “Brücken-Ländern” zur Abschiebung von Migranten aus den USA. Dazu zählen Guatemala, Costa Rica und Panama. Das weitere humanitäre Schicksal der Abgeschobenen interessiert Trump erst einmal nicht mehr; in Costa Rica kritisieren Menschenrechtler den Umgang mit Migranten, die nach ihrer Ankunft eingesperrt und deren Rechte nicht geachtet würden.
Am größten aber ist der Einfluss auf den südlichen Nachbarn Mexiko. Zwar beteuert die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum die Souveränität ihres Heimatlandes, doch innenpolitisch forciert sie wegen des ständigen Drucks aus Washington einen Politikwechsel. Rund 10.000 Sicherheitskräfte, die zusätzlich an die Grenze geschickt wurden, konfiszierten Drogen, entdeckten Tunnel und riegelten die Grenze ab. Jüngst lieferte Mexiko 29 Drogenbosse an die USA aus, offiziell aus “Gründen der nationalen Sicherheit”. Hinzu kommt die Unruhe bei den Automobilherstellern, die die Entwicklung der US-Strafzölle genau beobachten.
Das harsche Vorgehen Trumps ermöglicht Sheinbaum eine Änderung der gescheiterten Sicherheitsstrategie ihres Vorgängers und Parteifreundes Andres Manuel Lopez Obrador, ohne das Gesicht zu verlieren. Die katholische Kirche in Mexiko drängt bereits seit Jahren auf einen Kurswechsel in der Sicherheitspolitik, weil die Macht der Drogenkartelle und die kriminelle Gewalt unter dem “Umarmungskurs” von Lopez Obrador immer größer wurde.
Doch während sich Trump für die kurzfristigen, mit brachialer Zollpolitik erzwungenen Erfolge brüstet, formiert sich südlich des Rio Bravo leiser Widerstand. Am nächsten Montag wählt die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einen neuen Generalsekretär. Bislang galt es als ausgemacht, dass Paraguays Außenminister Ruben Ramirez Lezcano als Nachfolger von Luis Almagro die besten Chancen hat. Er gilt auch als Wunschkandidat der US-Regierung.
Doch seit Trumps Amtsantritt und seinem bisweilen demütigenden Umgang mit den lateinamerikanischen Ländern steigen die Chancen eines anderen Kandidaten: Surinames Außenminister Albert Ramdin. Die allesamt links regierten Länder Brasilien, Bolivien, Chile, Kolumbien und Uruguay sprachen sich – teils entgegen früheren Zusagen – gegen den Paraguayer aus. Offenbar, um in der OAS gezielt ein Gegengewicht zu den USA zu platzieren.
Zudem versucht Brasiliens Präsident Lula da Silva, auch eine andere Organisation zu stärken: Zum nächsten Gipfeltreffen des Staatenbündnisses BRICS hat er beispielsweise Kolumbiens Präsident Gustavo Petro eingeladen. Mexikos Präsidentin Sheinbaum spricht inzwischen offen darüber, als Ersatz zu den USA neue Handelspartner zu suchen.