Den Aufbau von sechs „Housing First“-Modellprojekten für wohnungslose Menschen fördert das baden-württembergische Sozialministerium. Bis 2026 sollen dafür insgesamt rund 1,6 Millionen Euro fließen, davon 500.000 Euro von der Vector-Stiftung, wie das Ministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Ausgewählt wurden die Standorte Herrenberg, Esslingen am Neckar, Region Biberach-Schussental, Reutlingen, Freiburg im Breisgau und Heidelberg.
Das „Housing First“-Konzept geht davon aus, dass wohnungslose Menschen als erstes eine stabile Unterkunft benötigen und andere Probleme erst danach angegangen werden können. Sie erhalten ohne Vorbedingungen und mit unbefristetem Mietvertrag eine Wohnung vermittelt. Begleitend sollen sozialpädagogische Hilfen angeboten werden. So entstünden Vertrauen und Raum, an den Themen der Menschen zu arbeiten, sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne) laut Mitteilung.
Der Ansatz, der bereits in den USA und anderen Staaten wie Finnland und Österreich erfolgreich sei, solle auch in Baden-Württemberg weiter ausprobiert werden. Erste Erfahrungen gebe es bereits mit dem Projekt „Housing First Stuttgart“, das die Stadt gemeinsam mit der Vector-Stiftung seit Mai 2022 fördert. Umgesetzt wird es vom Caritasverband zusammen mit der Ambulanten Hilfe, der Evangelischen Gesellschaft und der Sozialberatung Stuttgart. Das Projekt laufe erfolgreich: Bisher seien 18 wohnungslose Haushalte in unbefristete Mietverhältnisse vermittelt worden.
Die sechs Projekte haben nun drei Jahre Zeit, „Housing First“ in ihren Kommunen und Landkreisen zu erproben. Ziel sei auch, das Konzept im Gesamtsystem der Wohnungsnotfallhilfe zu verankern.
In Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe in Baden-Württemberg waren zuletzt (Stichtag 31.01.2023) rund 76.500 Menschen untergebracht. (0573/14.03.2024)