Mit einem neuen Gütesiegel will die evangelische Landeskirche Hannovers das Engagement von Kirchengemeinden gegen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit ankurbeln. Erste Teilnehmerin des Projekts ist die St.-Pankratius-Gemeinde in Burgdorf bei Hannover, wie die Landeskirche am Freitag mitteilte. Sie erhielt von Landesbischof Ralf Meister ein Starterpaket mit Materialien, Arbeitshifen und Projektideen. So ließen sich zum Beispiel jüdische Feiertage im Gottesdienst aufgreifen, hieß es.
Gemeinden können das neue Signet „In Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft – Gemeinsam gegen Antisemitismus“ erhalten, wenn sie drei Jahre lang mindestens drei Aktionen pro Jahr dazu ausführen. Möglich sind etwa Filmvorführungen, Konzerte oder Ausstellungen. Dafür können sie 1.500 Euro pro Jahr erhalten. Das Signet kann öffentlich sichtbar an der Kirche oder dem Gemeindehaus angebracht werden. Es wird nach drei Jahren offiziell verliehen.
„Kirchen müssen sichere Räume sein und Brücken in die Mitte der Gesellschaft, damit Jüdinnen und Juden ein sicheres, selbstbewusstes Leben führen können“, sagte Meister in Burgdorf. Das Siegel sei „eine echte Verpflichtung zum Handeln“, betonte er: „Es ist in all der Niedergeschlagenheit, die uns angesichts vieler Nachrichten derzeit begleitet, ein wirklich positives Zeichen.“
Pastorin Friederike Grote erläuterte, die Gemeinde habe schon „Stolperstein-Führungen“ organisiert und plane ein Konzert mit Musik aus Konzentrationslagern sowie eine Fahrt zur Synagoge in Hameln. Das Projekt läuft zunächst bis zum Dezember 2028. Die hannoversche Landeskirche ist mit 2,2 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden zwischen Harz und Nordsee die größte der 20 Landeskirchen in Deutschland.