Artikel teilen

Landesbischof Gohl: Evangelisch sein ist anstrengend

Wer sich nur auf Gottes Gnade beruft und nichts mehr tut, hat die Botschaft der Reformation missverstanden. Zu diesem Thema predigt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl am Reformationstag (31. Oktober) in der Stadtkirche in Sulz (Kreis Rottweil). Gohl bezeichnet Martin Luthers 95 Thesen als „Zündfunke für einen Glauben, der niemals fertig wird – mit Gott, der Welt und der eigenen Schuld“.

Die näheren Umstände von Luthers Thesenanschlag liegen laut Gohl im Dunkeln. Habe er am Portal der Schlosskirche in Wittenberg wirklich einen Hammer und Nägel bei sich gehabt oder eher einen Leimtopf? Was sicher sei: Luther versandte einen Text mit 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an Erzbischof Albrecht. Damit begann die Reformation, eine umfassende Reform der Kirche.

Evangelisch sein heiße: „Es ist anstrengend. Es ist sehr persönlich. Glaube ist immer in Bewegung, im Fluss.“ Luther sei der Überzeugung gewesen, dass Religion eine Angelegenheit sei, die das ganze Leben betrifft. Luther habe erkannt: Ohne jede Vorleistung schenkt uns Gott in Christus seine volle Anerkennung und Liebe. „Mit dem Herzen wissen wir schon lange: Das Wesentliche im Leben ist Geschenk.“

Dies befreie aber nicht von der Pflicht zum Handeln. „Da läuft ziemlich vieles schief in unserer Welt. Wir wissen das genau. Und wir wissen auch, wie wir die Missstände beseitigen könnten. Wir tun es aber nicht.“ Manche dächten, „das bringt ja eh nichts”, andere seien von Hause aus bequem und wollten weder ihre Überzeugungen noch ihr Leben ändern. “Etwas Sinnvolles in dieser Welt tun, das war Luther wichtig. Von ihm stammt auch die erste evangelische Berufsethik. Aber wir sollen nicht meinen, damit Gott auf unsere Seite ziehen zu können. Um seine Gunst zu buhlen. Das geht schief.” (2434/29.10.2024)