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Landesbischof: Betroffene halten uns den Spiegel vor

Nach den Ergebnissen der Studie über Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche hat der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp dafür plädiert, sich in der Kirche „die Betroffenenperspektive zu eigen zu machen“. In einem Podiumsgespräch in der Vesperkirche in Nürnberg am Mittwochabend sagte Kopp: „Wir brauchen es, dass Betroffene uns den Spiegel vorhalten“. Er wolle, dass die Studie intensiv ausgewertet werde und dabei „sollen uns auch Externe auf die Finger schauen“.

Sexualisierte Gewalt sei mit das Schlimmste, was Menschen passieren könne, sagte Kopp im Gespräch mit dem Chefreporter der „Nürnberger Nachrichten“, Alexander Jungkunz. Die Berichte darüber seien entsetzlich, sagte der Landesbischof. „Noch schrecklicher ist, dass es so etwas auch in der evangelischen Kirche gibt.“ Es sei nicht nachzuvollziehen, „wie man sich der Nächstenliebe verpflichtet und dann anderen Schaden zufügt“.

Auch auf eine Debatte über Widersprüche zwischen dem Forschungs-Team der Missbrauchsstudie und Vertretern der bayerischen Landeskirche zur Frage, welche Akten für die Studie hätten gesichtet werden müssen, ging Kopp ein. Es sei „bedauerlich“, dass über dieser Frage der Fokus auf den Umgang mit den Betroffenen verloren gehe. Das Wesentliche sei, die Studie jetzt intensiv auszuwerten. Er bedauerte, dass er sich „dazu habe verleiten lassen“, zu sagen, nicht gelieferte Unterlagen seien nicht gefordert gewesen.

Bei einer für Samstag (3. Februar) geplanten Kundgebung gegen Rechtsextremismus und die AfD in Nürnberg will Kopp als Vorsitzender des Bündnisses für Toleranz für Respekt und Empathie eintreten und die Frage aufwerfen, „wie können wir verankern, dass Mitgefühl ein Menschenrecht ist“. Wer rechtsextreme Positionen vertrete, verrate den Kern des christlichen Glaubens, sagte der Landesbischof. Bei den kommenden Kirchenvorstandswahlen in diesem Jahr müssten die Wahlausschüsse darauf achten, wen sie als Kandidaten zuließen, antwortete Kopp auf die Frage, ob auch AfD-Mitglieder kandidieren dürften. Es gebe für die Wahlausschüsse Anleitungen zur Orientierung.

Beim Thema Kirchenaustritte„ räumte der Landesbischof ein, dass “die Gruppe von Leuten weniger wird, die aus Überzeugung in der Kirche bleiben, weil sie in ihr einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen und persönlichen Leben sehen„. Sich um das Thema Mitglieder zu kümmern, sehe er als “einen meiner Hauptaufträge„. Hier gehe es aber nicht um die evangelische Kirche in Bayern, sondern darum, dass Religion Menschen stärke. “Hier geht es um Gott, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren”. (00/0369/01.02.2024)