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Landesbischof bedauert gemeinsame Abstimmung von Union und AfD

Für die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar forderte der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp, „den Konsens der Demokratinnen und Demokraten“ zu halten. „Wir sollten niemanden wählen, der den politischen Dialog aufheizt und andere schlechtmacht“, sagte Kopp am Donnerstag im Münchner Presseclub: „Das macht die Demokratie kaputt.“ Er bedaure, dass am Vortag im Bundestag ein Unionsantrag mit Stimmen der AfD durchgebracht wurde. Weiter bewerten wollte der Landesbischof das Vorgehen aber nicht.

Inhaltlich schloss sich Kopp teilweise der ökumenischen Stellungnahme an, die die Berliner Büros der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch veröffentlicht hatten. Darin kritisieren sie den Entwurf des „Zustrombegrenzungsgesetzes“, über den am Freitag im Bundestag abgestimmt werden soll. Der vorgesehene Stopp des Familiennachzugs verhindere „stabile Verhältnisse“, die gerade traumatisierte Geflüchtete dringend bräuchten, erläuterte Kopp.

Während er den Entschließungsantrag von CDU-Chef Friedrich Merz inhaltlich nicht bewerten wollte, kritisierte Kopp den Zeitpunkt der Abstimmung im Bundestag am Mittwoch – so kurz nach den „unfassbaren Verbrechen“ psychisch kranker Täter von Magdeburg und Aschaffenburg. „Keine Frage“ ist es laut Kopp, dass Asyl und Migration ein Topthema seien bei der vorgezogenen Bundestagswahl in knapp drei Wochen. Vor allem in den Kommunen klagten viele Menschen, sie seien überfordert mit der Zuwanderung.

„Gute Lösungen“ sind laut Kopp generell das, was Bürgerinnen und Bürger am meisten bräuchten. „Die finden wir nur im Kompromiss, nicht mit einer zerstrittenen Regierung“, sagte er. Das Land brauche zudem wieder „mehr Gemeinsinn“. Dieser sei zurzeit beschädigt. Miteinander zu leben und zu handeln, müsse tagtäglich trainiert werden. Die Kirche mit ihren vielen Ehrenamtlichen leiste ihren Teil, etwa in der Unterstützungsarbeit für Geflüchtete. Der christliche Auftrag der Barmherzigkeit laute nun mal, sich um Fremde zu kümmern.

Der Landesbischof betonte im Presseclub auch, wie wichtig es sei, darauf zu schauen, wie kirchliche Angebote bei den Menschen ankommen. Qualität wolle er nicht abstrakt definieren, sagte Kopp. Vielmehr müsse stetig gefragt werden, wie „wirksam“ kirchliche Angebote seien. Das laufende Jahr werde für die bayerische Landeskirche ein „Jahr der Entscheidungen“, betonte Kopp. Angesichts der drohenden Halbierung der aktuellen Mitgliederzahlen bis 2045 gelte es, die nötigen Weichenstellungen vorzunehmen. (00/0347/30.01.2025)