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Land und Stiftung ringen um Zukunft des Aegidius-Hauses

Das Land Niedersachsen und eine Stiftung ringen um die Zukunft des Aegidius-Hauses in Hannover, einem Modellprojekt für Kinder und Jugendliche mit einer schweren Behinderung. Die Förderung des Landes in Höhe von 300.000 Euro pro Jahr läuft Ende September aus, wie die Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt als Betreiberin am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Falls keine auskömmliche Anschlussfinanzierung gefunden wird, droht der Einrichtung im schlimmsten Fall das Aus.

Das Aegidius-Haus direkt neben dem Kinderkrankenhaus auf der Bult nimmt Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 18 oder 20 Jahren für bis zu drei Wochen zur Kurzzeitpflege auf. Die Eltern können sich in dieser Zeit von der anstrengenden Pflege erholen. Seit der Eröffnung im Oktober 2014 habe das Haus mit zwölf Plätzen mehr als 400 Familien unterstützen können, hieß es. Für die Familien habe diese Hilfe einen unschätzbaren Wert. Das Projekt sei „ein echter Leuchtturm“ und mit seinem Konzept in Deutschland „ziemlich einmalig“.

Ein Sprecher des Sozialministeriums sagte auf epd-Anfrage, das Land habe der Einrichtung in den zehn Jahren eine Anschubfinanzierung von insgesamt drei Millionen Euro gewährt. Seit vier Jahren suche das Ministerium das Gespräch mit den Pflegekassen und der Stiftung, um Lösungen zu finden, wie das Haus auch nach dem Auslaufen der Förderung weiterbetrieben werden könne. Diese Gespräche sollten fortgeführt werden: „Wir hoffen, dass wir zu einer Lösung kommen, mit der alle Beteiligten am Ende des Tages leben können.“

Die Stiftung erklärte, sie habe über die Jahre einen Beitrag von jährlich bis zu 450.000 Euro beigesteuert, um den Betrieb zu finanzieren. Sollte die Landesförderung wegfallen, würde dieser Betrag auf 750.000 Euro steigen. Das bringe die Stiftung, die auch das benachbarte Kinderkrankenhaus betreibt, an ihre finanziellen Grenzen.

Weil die Krankenhausfinanzierung immer schwieriger werde, könne die Stiftung ihren Beitrag für das Aegidius-Haus nicht mehr beibehalten oder gar erhöhen, sagte der Stellvertretende Stiftungsvorstand Stephen Struwe-Ramoth: „Die Lasten müssen so verteilt werden, dass sie für alle tragbar sind.“ Zur Finanzierung des Aegidius-Hauses tragen auch Eigenanteile der Eltern sowie Spenden bei. Die Kosten liegen derzeit bei rund 550 Euro pro Tag. Davon werden den Angaben zufolge maximal 390 Euro über Pflegesätze refinanziert.