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Kurzkritiken zu den wichtigsten Filmen der Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 12. Oktober, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

Ein poetischer Blick des Regisseurs Wim Wenders auf die Werke und Gedanken seines Freundes Anselm Kiefer. In einer Mischung aus Spielhandlung, historischen Fernsehaufzeichnungen und Interview-Sequenzen vermittelt der Film einen schlaglichthaften Blick auf den in Deutschland lange Zeit umstrittenen “Erschaffer” grotesk-brachialer Skulpturen und Bilderwelten, die sich mit Krieg, Gewalt und den Nachwirkungen der NS-Zeit beschäftigen. In ausgeklügelten stereoskopischen, mitunter allzu spielerischen 3D-Bildern wird eine eher intuitive Annäherung gesucht, die sich in der Konfrontation mit den porträtierten Werken zur audiovisuell überwältigenden Erfahrung verdichtet. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620730/anselm-das-rauschen-der-zeit

Mit Leidenschaft und viel Power eroberte der Hamburger Chor “Heaven Can Wait” die Bühnen der Stadt. Niemand in diesem Chor ist jünger als 70, die älteste Sängerin zählt 97 Jahre. Das Repertoire ist ungewöhnlich, da keine klassischen Chorstücke, sondern deutschsprachige Pop-Songs gesungen werden. Der Film porträtiert die außergewöhnliche Gemeinschaft, er begleitet den Chor auf Proben und bei Vorstellungen, stellt einzelne Mitglieder vor, aber auch den engagierten Chorleiter. Mit optimistischer Färbung und einer positiven Grundhaltung vermittelt der Film, dass es für Lebensfreude und Vitalität kein Ablaufdatum gibt. – Sehenswert ab 12.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621271/heaven-can-wait-wir-leben-jetzt

Auf einem idyllisch gelegenen ehemaligen Gutshof in der Nähe von Marburg wird ein außergewöhnliches Konzept zur Behandlung von Suchtkranken verfolgt. Ohne Therapeuten oder Sozialarbeiter leben dort über hundert Menschen unter sich, wobei die Dauer ihres Aufenthalts über Verbote und Freiheiten sowie über den Platz in der Hof-Hierarchie entscheidet. Der ruhig beobachtende Dokumentarfilm folgt dem Geschehen in der Einrichtung über den Zeitraum eines Jahres und lässt vier Bewohner ausführlich zu Wort kommen. Dabei formulieren diese eine durchaus ambivalente Sicht, die das Konzept lobt, den Aufbau und den Freiheitsverlust aber auch kritisiert. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621804/gemeinsam-nuchtern

Die deutschen Theater sind grundsätzlich kaum darauf eingestellt, auch Schauspieler mit Behinderung zu beschäftigen. Auch die Darstellerinnen Lucy Wilke und Yulia Yanez Schmidt haben mit vielen Vorurteilen und Rückschlägen kämpfen müssen, sich ihren Traum aber nicht rauben lassen. Der Dokumentarfilm begleitet die beiden dabei, wie sie mit Hartnäckigkeit, Optimismus und der Liebe zu ihrem Beruf das Leben in einem künstlerischen Milieu meistern, das es ihnen nicht leicht macht. Dabei zeigt ihr Beispiel die Versäumnisse und überholten Denkmuster im Theaterapparat auf und untermauert das Doppelporträt durch Interviews mit Theaterexperten und historische Exkurse. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621134/spielen-oder-nicht-spielen

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Ein an den Rollstuhl gebundener Mann wird mit Schusswunden im Rücken auf der Flucht in einem Lastwagen voller Hunde festgenommen. In Rückblenden entfaltet sich seine Lebensgeschichte, die von schweren Misshandlungen und einer besonderen Bindung zu Hunden geprägt ist. Mit einem wilden Mix aus Stilen und Genres will der Film Passionsgeschichte, Psychodrama mit Drag-Elementen, Superheldenfilm mit Hunden, Actionstück und alberne Komödie in einem sein. Trotz seines küchenpsychologischen Fundaments und mancher haarsträubender Klischees versprüht der Film einige Funken. Herzstück sind dabei das intensive Spiel des Hauptdarstellers und die raffinierten Action-Choreografien rund um die spektakulären Kunststücke der Hunde. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621205/dogman-2023

Die Oberlausitz ist ein traditionsreiches Braunkohlerevier im Osten Deutschlands, wo lange im Tagebau Kohle abgebaut wurde. Doch auch hier steht in naher Zukunft der Ausstieg aus dem Kohlestrom bevor. Der konventionell angelegte Dokumentarfilm sammelt Eindrücke aus der Region und rückt vor allem einen Bürgermeister, eine Baggerführerin und eine Umweltaktivistin in den Fokus. Dabei zeigt er zwar die Situation auf, die für die gesamte Region wenig Zukunftsaussichten verspricht, wirkt in den Impressionen und Aussagen aber zu beliebig, um mehr als vage Befindlichkeiten zu vermitteln. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621306/auf-der-kippe-2023

Die bereits vierte Adaption des Kinderbuchklassikers von Erich Kästner verpasst dem Stoff aus den 1930er-Jahren eine Frischzellenkur und präsentiert erstmals ein Mädchen als Hauptfigur. Diese wird als neue Schülerin an einem Gymnasium in einem Alpenort direkt mit der alten Fehde zwischen internen und externen Internatsschülern konfrontiert, die sie und ihre neuen Freunde herausfordert. Das Konfliktpotenzial des Films ist jedoch trotz dieses Streits zwischen Schülergruppen eher übersichtlich und unterfordert zuweilen auch ein junges Publikum. Überzeugend sind allenfalls die Anklänge von Sozialkritik und einige der Schauspieler. – Ab 8.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621302/das-fliegende-klassenzimmer-2023

Nach einem Streit mit tödlichem Ausgang ist der gefragte Maler Caravaggio aus Rom verbannt worden und seitdem auf der Flucht, als ihm 1610 eine adelige neapolitanische Familie Schutz gewährt. Aus Rom wird zur selben Zeit ein Ermittler des Papstes entsandt, dessen Untersuchungen die Verurteilung des Malers aufheben oder bestätigen sollen. Eine aufwendig gestaltete Filmbiografie, die detailliert die Entstehung von Caravaggios Arbeiten nachvollzieht, in der Handlung aber sehr gleichförmig ausfällt. Konventionell als exzessiver Künstler angelegt bleibt auch die Hauptfigur, neben der ihr Gegenspieler deutlich nuancenreicher als Repräsentant einer kühl berechnenden vatikanischen Kulturpolitik erscheint. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621323/der-schatten-von-caravaggio

Ein erschöpfter verdeckter Ermittler hat sich in eine ominöse Gruppe eingeschlichen, die offenbar Anschlagspläne hegt. Beim Streifzug durch Berlin entgleitet ihm zwischen der angenommenen Rolle und seinem abgebrochenen Leben zunehmend die Existenz. Begrenzt auf einen Zeitraum von 24 Stunden erzählt der mit geringen Produktionsmitteln gedrehte Kriminalfilm in schroffen Bildern ein existenzialistisches Drama über einen eigenschaftslosen Mann. Getragen von Nervosität und Stasis, weiß er dabei die Verlorenheit des Protagonisten nicht immer in Spannung zu übersetzen. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621449/monolith-2023

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Eine Londoner Karrierefrau will ihre Flugangst überwinden und nimmt an einem therapeutischen Kurs teil, der auch einen kurzen Testflug nach Island umfasst. Als sich der Rückflug erheblich verzögert, wird die kleine Gruppe in einem Luxushotel in der verschneiten Einöde einquartiert, wo irrationale Entscheidungen und eine Pannenserie zu absurden Resultaten führen. Die schwarze Komödie verschenkt das komische Potenzial der vielversprechenden Ausgangskonstellation allerdings weitgehend, weil die Figuren zu eindimensional und statisch bleiben. Die Komplikationen sind mitunter recht überkonstruiert und auch peinliche Verhaltensweisen werden überstrapaziert. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621128/fearless-flyers-fliegen-fur-anfanger

Ein Erdmännchen namens Eddi Erdmann erklärt anhand einer eigenen Schöpfungsgeschichte die Welt, in der angeblich alle Tiere in friedlicher Eintracht miteinander lebten, bis irgendwann der Mensch auftauchte. In einer seltsamen Mischung aus Naturdokumentation und Märchenerzählung im betont witzig gemeinten Tonfall zeigt der Film schöne Bilder von Flora und Fauna und warnt über seine tierische Hauptfigur vor dem Klimawandel und dem Machtstreben des Menschen. Die krude Mixtur ist dabei stellenweise kaum erträglich, zumal auch der mahnende Kommentar kaum über Plattitüden hinauskommt. – Ab 8.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621309/pambara-brauchen-wir-einen-boss

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung