In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 28. September, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Nach dem gleichnamigen Roman von Julia Franck entwirft der Film das sich von der Weimarer Republik bis in die 1950er-Jahre erstreckende Porträt einer an ihrer Entwicklung gehinderten Frau, die nicht bereit ist, den Traum von einem selbstbestimmten Leben aufzugeben. Die in Rückblenden entfaltete Lebens- und Leidensgeschichte spart weder das tabulose Berlin der 1920er-Jahren noch die autoritäre Tumbheit der NS-Zeit aus, fokussiert aber schmerzhaft-intensiv auf das Schicksal der Frauen. Mitunter entfernt sich die Erzählung von den Härten der Zeit und wirft einen zweiten, träumerischen Blick auf eine zerrissene Existenz. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619093/die-mittagsfrau
Eine schizophrene Frau reist mit ihrer Schwester und deren Mann auf einer geführten Tour mit dem Bus nach Paris, wo sie dreißig Jahre zuvor eine unvergessliche Zeit verbrachte. Unterwegs und vor Ort mischt sie mit ihrer schonungslosen Offenheit die Mitreisenden auf, es kommt aber auch zu unerwarteten Annäherungen. Ein tragikomisches Road Movie, grandios gespielt und behutsam inszeniert, das zwischen Empathie und Pathos, Klischees und Wahrhaftigkeit die Balance wahrt. Ebenso berührendes wie verstörendes Wohlfühlkino. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621067/rose-eine-unvergessliche-reise-nach-paris
Zwei in Los Angeles gestrandete Männer werden Zeugen eines unerklärbaren Phänomens in ihrer Nachbarschaft. Sie schließen Freundschaft miteinander und beschließen, die kosmische Anomalie gemeinsam für den eigenen Ruhm zu nutzen. Die Arbeit an einem Dokumentarfilm lässt beide mehr und mehr in Verschwörungstheorien und Wahn abdriften. Das zwischen Lovecraft”schem Horror und Aluhut-Quatsch changierende Genre-Amalgam ergründet das kosmische Grauen als beängstigendes Phänomen und zugleich als zärtlich in den Film gewobene Metapher für Einsamkeit. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621179/something-in-the-dirt
Ein zehnjähriger Autist und sein Vater (Florian David Fitz) fahren Wochenende für Wochenende mit dem Zug durch Deutschland, um alle Fußballvereine aus der ersten, zweiten und dritten Liga live spielen zu sehen. Die öffentlichen Verkehrsmittel und Fußballstadien sind durch die vielen Reize und Menschen echte Herausforderungen für den Jungen, was der Film visuell und auditiv überzeugend vermittelt. Das feinfühlige Drehbuch, eine geschickte Regie und überzeugende Darsteller tragen zu einem anrührend-fesselnden Film bei, der auf einem authentischen Erlebnisbericht fußt und das Thema Autismus auf unterhaltsam-lebendige Weise nahebringt. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621114/wochenendrebellen
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In der einstigen Drogenmetropole Medellín ist für junge Menschen noch immer wenig Raum für Zukunftshoffnungen. In dieser Situation entwirft ein Filmemacher den Plan für ein B-Movie mit Geistern, das den von Gewalt und Repression geprägten Alltag queerer Menschen metaphorisch widerspiegeln soll. Doch der Hauptdarsteller stirbt, und der geplante Genrefilm verwandelt sich in einen “Trans-Film”. Auf fluide Weise fließen Casting-Aufnahmen, porträthafte Szenen und Bilder aus dem nächtlichen Medellín ineinander. Daraus erwächst ein traumähnlicher Film über das Existenzgefühl einer zerstörten Generation, die im Rausch und in einem gemeinschaftlichen Gefühl einen Halt findet. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619835/anhell69
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Ein junger, ambitionierter Staatsanwalt aus der Stadt wird in die anatolische Provinz versetzt, wo Wassermangel und politische Korruption herrschen. Als ein Roma-Mädchen vergewaltigt wird und der Neuling auf eine Strafverfolgung pocht, vertieft sich der Graben zwischen dem Juristen und der Landbevölkerung. Der geschickt mit einer bedrohlichen Atmosphäre und Elementen des Paranoia-Thrillers und Westerns spielende Film handelt von Themen wie Homophobie und Mob-Mentalität in der konservativen türkischen Provinz. Dabei wird nicht nur der Protagonist aller Gewissheiten beraubt, der Film bleibt auch für die Zuschauer vieldeutig und ohne eindeutige Auflösung. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619009/burning-days
Neun Jahre lang begleitet der Dokumentarfilm eine landwirtschaftliche Genossenschaft im Umfeld von München, die ihre Mitglieder mit biologisch erzeugtem Gemüse versorgt. Die beiden Gründer wollen sich aber nicht mit einem kleinen Ökotop für gesundheitsbewusste Großstädter zufriedengeben, sondern die Lebensmittelindustrie nach dem Vorbild ihres Hofes umkrempeln. Mit der Expansion jedoch geht eine Anonymisierung einher, die für Unbehagen und Spannungen sorgt. Der Film fängt den Alltag des Betriebes ein, lauscht den Visionen der Gründer und vermittelt einen Einblick in die komplexen Probleme eines so idealistischen Unternehmens – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621019/das-kombinat
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Um Geld für die Sanierung eines maroden Altersheims zu sammeln, wollen die Nonnen eines Benediktiner-Klosters im französischen Jura an einem hoch dotierten Radrennen teilnehmen. Dabei können sich die meisten von ihnen kaum im Sattel halten. Außerdem stehen nur ein paar rostige Drahtesel zum Training zur Verfügung. Doch mit eisernem Willen halten sie an ihrem Plan fest. Die maue Komödie erschöpft sich in einer Aneinanderreihung von müden Gags ohne Timing und in lahmen Slapstick-Einlagen. Auch aus der Konkurrenz mit einem anderen Kloster weiß der uninspirierte Film kein Kapital zu schlagen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621409/das-nonnenrennen
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung