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Kurkow: Kulturelles Band zwischen Russland und Ukraine ist zerstört

Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow sieht das kulturelle Band zwischen der Ukraine und Russland zerschnitten. „Dieses Band ist völlig zerstört, sowohl innerhalb der Ukraine, aber natürlich besonders zu den Schriftstellern in Russland“, sagte der 1961 im damaligen Leningrad geborene und heute in Kiew lebende Bestseller-Autor dem „Tagesspiegel“ (Print/Donnerstag).

Es gebe vielleicht noch ein paar private Kontakte. Er spreche manchmal noch mit dem im Londoner Exil lebenden russischen Kriminalschriftsteller Boris Akunin oder mit dem russischen Autor Michail Schischkin, der in der Schweiz lebt. Obwohl deren Bücher in Russland verboten sind, würden sie in der Ukraine nicht mehr akzeptiert. „Alles, was mit Russland zu tun hat, ist nicht mehr akzeptiert. Ohne Ausnahme“, sagte Kurkow.

Auch die russischsprachige, ukrainische Literatur existiere nicht mehr. „Sie wird auch nie wieder existieren. Die Schriftsteller, die hier weiter auf Russisch schreiben, werden ignoriert oder sie werden sogar verbal angegriffen“, sagte Kurkow, der selbst viele seiner Werke („Die letzte Liebe des Präsidenten“) auf Russisch geschrieben hat.

Auch seine Romane lägen nicht mehr in den Buchläden: „Und wenn, dann sind es die englischen Ausgaben. Aber im Internet kann man sie noch kaufen.“

Der 63-Jährige sagte, er könne die Abneigung der Ukrainer gegen die russische Literatur verstehen. Russland habe die Kultur immer als politisches Instrument missbraucht: „Der Direktor der St. Petersburger Eremitage hat das unlängst ganz offen ausgesprochen. Er schrieb, die Kultur sei ein Teil der russischen Spezialoperation.“