Wenn Glaube schmerzt: In Hildesheim haben Künstler mit Behinderung den Kreuzweg Jesu neu interpretiert und sind dabei emotional an ihre Grenzen gekommen. Ein Bild ging ihnen besonders nah.
Ein von Künstlern mit Behinderung geschaffener Kreuzweg-Zyklus ist künftig fester Teil der katholischen Basilika Sankt Godehard in Hildesheim. Nachdem im vergangenen Jahr zunächst acht Bilder probeweise aufgehängt wurden, sind nun auch die verbleibenden sechs dauerhaft installiert worden. Sie sollen am 7. März offiziell gesegnet werden.
Geschaffen wurden die bunt und modern anmutenden Acryl-Bilder von 15 Künstlern des Ateliers “Wilderers”, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung der evangelischen Diakonie Himmelsthür in Hildesheim. “Die Gestaltung des Kreuzweges war für die beteiligten Künstlerinnen und Künstler eine intensive Erfahrung”, sagte die Leiterin des Ateliers, Almut Heimann, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Die Auseinandersetzung mit dem Leiden Christi hat einige an ihre Grenzen gebracht.”
Mit einem Kreuzweg erinnern viele Kirchengemeinden in der Fastenzeit und besonders am Karfreitag an den Tod Jesu am Kreuz. In nahezu jeder katholischen Kirche gibt es 14 bildliche Darstellungen, die seinen Leidensweg zeigen – von der Verurteilung bis zur Grablege.
Besonders die Szene der Kreuzigung habe sich als sehr belastend erwiesen, so Heimann. “Eine Künstlerin hat sie letztlich alleine umgesetzt, da andere sich emotional nicht mehr in der Lage sahen, daran zu arbeiten.” Statt der konkreten Szene malte sie symbolisch einen der Soldaten, die Jesus ans Kreuz schlugen, mit Hammer und Nagel in der Hand.
In der Sankt-Godehard-Gemeinde stieß das Projekt auf große Zustimmung. Bei einer Abstimmung während der Fastenzeit im vergangenen Jahr sprach sich eine große Mehrheit der Teilnehmer für den dauerhaften Verbleib der Bilder in der Kirche aus. Vereinzelt gab es auch kritische Stimmen, die die moderne Darstellung als provokant empfanden.
“Die Künstler haben sich mit jeder Station intensiv inhaltlich auseinandergesetzt”, sagte der scheidende Pfarrer der Gemeinde, Wolfgang Voges, der KNA. “Sie haben die Kreuzigung wirklich an sich herangelassen.” Das sei in den Bildern zu spüren und habe die Gemeinde überzeugt.