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Kriegsreporter Ronzheimer warnt vor voreiligem “Propaganda”-Vorwurf

„Bild“-Reporter und Kriegsberichterstatter Paul Ronzheimer warnt im Krieg Russlands gegen die Ukraine vor einer voreiligen Verurteilung anderer Meinungen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht jede kritische Äußerung als Propaganda abstempeln“, sagte Ronzheimer in einem Interview mit dem Online-Portal turi2. Nicht jeder, der meine, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne, sei automatisch ein Putin-Freund.

Er glaube, dass diejenigen, die die AfD oder die Linkspartei wählten, sich medial wenig wiederfänden, etwa in der Debatte um die Ukraine. „Und da sind wir dann wieder im sozial-medialen Raum, wo alles so radikalisiert ist, dass wir womöglich Gefahr laufen, diese Menschen komplett zu verlieren.“

Bei der „Bild“-Zeitung gebe es dazu eine klare Haltung: „Wir stehen auf der Seite der Ukraine. Aber das hält uns nicht davon ab, andere Stimmen zu hören.“ Er halte es beispielsweise für wichtig, mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht zu diskutieren, „auch wenn sie ganz anders zu diesem Krieg steht als ich.“ Er finde Meinungspluralität wichtig, „davon können wir wahrscheinlich in allen Themenbereichen noch mehr gebrauchen.“

Social Media sei im Krieg Segen und Fluch zugleich. Einerseits erreiche er darüber seine Informanten. Auch zeichneten sich dort Entwicklungen und Ereignisse oft früher ab, als Nachrichtenagenturen darüber berichteten. Zugleich sei auf den Kanälen viel Propaganda möglich. Wenn es Social Media nicht gäbe, würde nach Ronzheimers Worten auch der Raum für Fake News und Verschwörungsmythen fehlen. In Krisensituationen wie dem Krieg merke man erst, „welche Monster in Form von sozialen Medien erschaffen wurden“.

Paul Ronzheimer ist 1985 geboren, volontierte nach dem Abitur bei der „Emder Zeitung“ und wechselte 2008 zur Axel-Springer-Akademie in Berlin, wo er danach als Parlamentsreporter für „Bild“ arbeitete und sich ab 2012 als Chefreporter Politik auf die Kriegs- und Krisenberichterstattung konzentrierte. Seit 2019 ist er stellvertretender Chefredakteur der „Bild“ und seit Mai 2023 das „markenübergreifende journalistische Gesicht für Axel Springer“ bei „Bild“, „Welt“ und „Politico“.