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Kontraste des Glaubens

Zu ihrer Zeit waren sie Stars: die Barockmaler Francisco de Zurbarán und Godefridus Schalcken. Zwei Ausstellungen in Köln und Düsseldorf bringen ihre von konfessionellen Gegensätzen geprägte Kunst wieder in Erinnerung

Zwei Kunstgroßmächte des 17. Jahrhunderts, das in beiden Ländern als das „Goldene“ bezeichnet wird, werden mit Ausstellungen in Köln und Düsseldorf gewürdigt. Allerdings stehen einmal nicht die bekannten Namen im Fokus. Mit dem Spanier Francisco de Zurbarán und dem Niederländer Godefridus Schalcken werden zwei seinerzeit überaus erfolgreiche Maler nun erstmalig in Deutschland vorgestellt.

Schalcken (1643-1706) und Zurbarán (1598-1664): zwei Künstler, deren Malerei ganz unterschiedliche Charakteristika ausgeprägt hat. Der Niederländer, den das Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt, war ein Meister der durch Kerzenlicht geschickt in Szene gesetzten Motive. Seine so genannte Feinmalerei zeichnet sich durch Detailreichtum aus. Der auch von Goethe geschätzte Maler aus Leiden, der bestbezahlte seiner Zeit, erfreute sein Publikum mit Bildern unterschiedlicher Gattungen – vom Porträt über das Stillleben bis zur Genreszene und mythologischen Themen.  

Motive je nach Konfession des Auftraggebers

Biblische Motive, wie Schalckens „Verleugnung Petri“ mit starker Betonung des Minenspiels oder der „Beweinung Christi“ mit gleich mehreren Lichtquellen, bilden die Brücke, über die man zum älteren Spanier gelangt: dem Meister der Heiligen, Mönche und Apostelgruppen. Wir befinden uns schließlich in der Hochzeit der Gegenreformation. Zurbarán, jetzt im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu entdecken, wusste, was die Kirchen und Klöster in seinem Land verlangten und lieferte es in heute noch verblüffender Konsistenz.
Lässt sich Schalckens „Heilige Familie“ mit einer lesenden Maria im Zentrum und einem Christuskind am unbeleuchteten Bildrand als Zugeständnis an den Käufer, einen Protestanten, deuten, so sind Zurbaráns Heilige fest verwurzelt in der katholischen Lehre jener Zeit. Sie sollten den Gläubigen spirituell und emotional berühren. Wer dem meditierenden Franziskus, der einen Totenkopf in der Hand hält, gegenübersteht, oder Petrus, der um Verzeihung zu bitten scheint, wird keinen Zweifel hegen, dass die Wirkung ausgeblieben sein könnte. „Asketische Strenge ebenso wie warme Innigkeit“ zeichnen diese Werke aus, so Beat Wismer, der Kurator und Direktor des Kunstpalastes. Die Heiligen treten vor einem meist ungestalteten, dunklen Hintergrund auf – wie auf einer Bühne: Bilder, die zur Anbetung dienten.
Neben der monumentalen Schlichtheit und der sparsamen Anwendung malerischer  Mittel hat die Kunst des aus Sevilla stammenden Malers noch eine weitere Qualität. Dem Mystizismus steht ein ausgeprägter Realismus in Zurbaráns Werk zur Seite. Egal ob es sich um eine schlichte Kutte oder das Brokatkleid der Heiligen Casilda handelt, ob es das Fell eines „Agnus Dei“ oder die Obstschale neben der „Jungfrau Maria mit Kind“ ist, der Maler pflegt hier einen verblüffenden Naturalismus, so dass das Gemalte fast mit Händen greifbar scheint. Auch das eine Parallele zur Feinmalerei des Godefridus Schalcken.
Wie der Niederländer wurde auch Zurbarán aufgrund seiner dramatischen Hell-Dunkel-Kompositionen mit starker Fokussierung des Bildthemas mit dem italienischen Maler Caravaggio verglichen.
Beide gehen jedoch in ihrer fast akribischen Liebe zum Detail über ihn hinaus, Schalcken zudem auch thematisch. Ein „Junge mit Pfannkuchenmaske“, der lachend eine in den Pfannkuchen geschnittene Fratze zeigt, ist jedenfalls vom Italiener nicht überliefert.
Dass der Leidener Feinmaler lange Zeit in Vergessenheit geraten war, lag an dem veränderten Kunstgeschmack, der seit dem 19. Jahrhundert den gröberen Stil à la Rembrandt und Vermeer höher schätzte. Zurbaráns geringer Bekanntheitsgrad liegt dagegen wohl in der religiösen Striktheit seiner Malerei begründet, die im nördlicheren Europa nicht einfach zu vermitteln war. Freunde Alter Meister können im Rheinland jetzt Meisterwerke aus den bedeutendsten Sammlungen der Welt – etwa aus dem Prado und den Uffizien, aus New York und Washington – bestaunen. Eine Reise, die sich lohnt.

Schalcken – Gemalte Verführung. Wallraf-Richartz-Museum Köln, bis 24. Januar. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, erster und dritte Donnerstag im Monat bis 22 Uhr. Telefon (02 21) 221-2 11 19, Internet: www.wallraf.museum. Zurbarán – Meister des Details. Museum Kunstpalast Düsseldorf, bis 31. Januar. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. Telefon (02 11) 5 66 42-100, Internet: www.smkp.de.