Der Kölner Kulturrat hat am Dienstagabend Kölner Persönlichkeiten, eine Theaterinszenierung und ein Festival ausgezeichnet. Die beste Kulturmanagerin des Jahres 2023 ist aus Sicht des Kulturrates die Programmleiterin des Kulturbunkers Köln-Mülheim, Sevgi Demirkaya. Der Ehrenpreis ging an den Kölner Schauspielintendanten Stefan Bachmann. Über das Kulturereignis des Jahres 2023 entschieden Leser des „Kölner Stadt-Anzeigers“ zugunsten des Stücks „Mein Vater war König David“. In der Kategorie “Junge Initiative ging der Preis an das CircusDanceFestival. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert.
Das Stück „Mein Vater war König David“ ist eine Koproduktion mehrerer freier Bühnen und dem NS-Dokumentationszentrum Köln. Ein Ensemblemitglied fand nach dem Tod des Vaters, der an einer bipolaren Störung litt, Zeugnisse über die jüdische Familiengeschichte und setzte sich künstlerisch damit auseinander.
Der Kulturrat hielt bei der Vergabe des Preises für die Kulturmanagerin des Jahres 2023 und des Ehrenpreises an der Auswahl seiner Preisträger fest. Das Gremium, das Fördervereine und -institutionen des Kulturbereichs in der Stadt vereint, hatte im Vorfeld Antisemitismus-Vorwürfe zurückgewiesen.
Bachmann, seit 2013 Intendant des Schauspiels Köln, wird laut Kulturrat vor allem für seine künstlerischen Leistungen für das Kölner Schauspiel gewürdigt und seinen Einsatz für den Stadtteil Mülheim. Der Kulturrat verwies beispielhaft auf Bachmanns Inszenierung von Nuran David Calis’ Stück „Die Lücke“, das sich mit dem NSU-Nagelbombenattentat und seinen Folgen in der Keupstraße auseinandersetzt. Auch das Kulturfest „Birlikte“ habe bundesweite Beachtung gefunden, hieß es.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) äußerte unter anderem Bedenken gegenüber Bachmanns Produktion „Vögel“. Die DIG stufte das Stück des kanadisch-libanesischen Autors Wajdi Mouawad als antisemitisch ein und verwies darauf, dass das Münchener Metropol Theater aus diesem Grund das Stück im Jahr 2022 aus seinem Programm genommen habe. Bachmann habe seine Kölner Inszenierung aus dem Jahr 2019 daraufhin als Stream gezeigt.
Die Vorsitzende der Jury des Kölner Kulturpreises, Angela Spizig, verwies auf den Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, der in einem Interview Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Theaterstück ‘Vögel’ als „grundfalsch“ bezeichnet habe.
Demirkaya vom Kulturbunker Köln-Mülheim verkörpere auf besondere Weise, was eine engagierte Vermittlungsarbeit zwischen den Kulturen auch unter schwierigen finanziellen Umständen leisten kann, begründete die Jury ihre andere Preisträgerentscheidung. Ihre seriöse Lobbyarbeit habe Demirkaya zu einer gesuchten Mitarbeiterin in Gremien der Soziokultur gemacht und den Kulturbunker zu einem wichtigen Kulturort.
Das Bündnis gegen Antisemitismus (BGA) wirft der Preisträgerin vor, der inzwischen verbotenen Organisation „Samidoun“ eine Bühne geboten und eine geplante israelkritische Veranstaltung der Gruppe „Young Struggle“ erst auf öffentlichen Druck hin abgesagt zu haben. Demirkaya wies die Vorwürfe zurück: Der Kulturbunker fördere den offenen Austausch für eine tolerante Stadtgesellschaft. „Auch wir blicken mit großer Sorge auf den wieder erstarkten Antisemitismus.“ Im konkreten Fall sei die Veranstaltung sofort abgesagt worden, als dem Kulturbunker die Organisation bekannt geworden sei.