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Kölner Kirche zeigt rekonstruierte “Taut”-Kuppel

In der katholischen Kultur-Kirche St. Gertrud in Köln können sich Besucher einen Eindruck von der Bauweise und Geometrie der Kuppelkonstruktion des Architekten Bruno Taut (1880-1938) verschaffen. Ende November und Anfang Dezember ist ein Nachbau des gläsernen Aufsatzes des Taut-Pavillons zu sehen, der 1914 auf der Werkbundausstellung in Köln-Deutz als Ausstellungsgebäude diente, wie der Kölner Architekt Matthias Weber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte. Obwohl Tauts ursprüngliches Glashaus mit Metallstreben nach nur zwei Monaten mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges geschlossen wurde, habe es als erstrangiges Beispiel der frühen Moderne Einzug in die Architekturgeschichte gehalten.

Die von Weber als Holzkonstruktion in Elementbauweise nachgebaute Kuppel versteht sich als ein Destillat aus der Originalarchitektur Tauts. Geometrisch genau werde die Rautenstruktur der zwiebelförmigen und in sich leicht gedrehten Kuppel zitiert, erklärte Weber. Der Kölner Architekt errichtete die Konstruktion im Maßstab 1:1,8 aus über 450 Meter Holzprofilen. Der Nachbau erreicht eine Höhe von 5,6 Metern und einen Durchmesser von sechs Metern.

Durch die Rekonstruktion des Taut-Pavillons in einer Kirche des Architekten Gottfried Böhm (1920-2021) träfen Protagonisten der deutschen Architekturgeschichte und Akteure des expressiven Bauens aufeinander, unterstrich Weber. Nach über 100 Jahren kehre Taut nach Köln zurück, und seine berühmte Kuppelstruktur sei erstmals wieder am Rhein erlebbar.

Die originale gläserne Kuppel hatte Taut mit dem Architekturbüro Taut und Hoffmann für den Pavillon der Glasindustrie auf der Kölner Werkbundausstellung im Stadtteil Deutz im Jahr 1914 entworfen. Das sogenannte Glashaus wurde nach dem Ausstellungsende nach nur wenigen Monaten Standzeit abgerissen. Doch der Entwurf machte Bruno Taut und seine beiden Partner, seinen Bruder Max Taut und Franz Hoffmann, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs international berühmt.

Taut verweigerte den Kriegsdienst und übernahm die Bauleitung einer Pulverfabrik in Brandenburg. In den 1920er Jahren entwarf er große Wohnsiedlungen wie die Hufeisen-Siedlung in Berlin-Britz und die Siedlung der Hohenlohenwerke in Kattowitz. 1930 wurde Taut an die Technische Hochschule Berlin als Honorarprofessor für Siedlungs- und Wohnungswesen berufen. 1932 ging er für ein Jahr nach Moskau, wo er für die Stadtverwaltung ein Bürogebäude errichtete. Während des Nationalsozialismus fand Taut keine Arbeitsmöglichkeiten mehr in Deutschland und migrierte nach Japan und später in die Türkei, wo er in Istanbul an der Akademie der Künste lehrte. Tauts Grab befindet sich auf dem Ehrenfriedhof des türkischen Staates in Istanbul.