Nach dem Angriff auf das NS-Dokuzentrum und das israelische Generalkonsulat herrscht Angst in der jüdischen Gemeinde der bayerischen Landeshauptstadt. Präsidentin Charlotte Knobloch gibt besorgniserregende Einblicke.
Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag von München hat sich die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, schockiert geäußert. “Es ärgert mich furchtbar, unter welchen Umständen wir heutzutage leben müssen. Nicht nur wir als jüdische Gemeinschaft, sondern als Gesellschaft insgesamt”, sagte sie der Süddeutschen Zeitung (Samstag).
Seit Beginn des Nahost-Kriegs am 7. Oktober sei vieles anders geworden. “Mit dem Anschlag auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum ist für alle erneut sichtbar geworden, was uns seit einem Jahr umtreibt. Genauso wie Hitler damals nicht vom Himmel gefallen ist, kommen diese Terror-Aktionen nicht aus dem Nichts”, so die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden.
Das Sicherheitsgefühl für jüdische Menschen habe leider sehr stark abgenommen. Wenn Mitglieder aus ihrer Gemeinde sie ernsthaft fragten, ob sie noch ohne Schutz auf die Straße gehen könnten, dann tue das weh. “Ich würde sagen: Die Menschen haben Angst”, sagte Knobloch. Besonders die Zuwanderer seien verunsichert.
Die 91-Jährige verwies beispielhaft auf ihre Enkelin aus Israel, die nach dem Terrorangriff der Hamas mit ihren Kindern nach München gekommen sei. “Nach drei Wochen ist sie verstört zurückgeflogen nach Israel. Zur Erklärung sagte sie mir: Sie fühle sich in Israel besser geschützt als in Deutschland.”
Knobloch forderte, dass der Aufbau jüdischen Lebens in Deutschland nicht in Vergessenheit geraten dürfe. “Viele haben gerade das Gefühl, ihre Heimat verloren zu haben”, gab sie zu bedenken. Dagegen müsse etwas getan werden.
Ein 18-Jähriger hatte am Donnerstag in München mehrere Schüsse auf das NS-Dokumentationszentrum, das israelische Konsulat sowie auf Polizisten abgegeben. Der Angreifer wurde von den Beamten erschossen. Ermittler prüfen nun, ob der Österreicher mit bosnischen Wurzeln aus islamistisch-antisemitischen Motiven gehandelt hat.