Samstagabend, auf der Couch. Online-Anbieter machen es möglich, dass man aus einem riesigen Filmangebot wählt. Diesmal auf dem Bildschirm: die Serie „Person of Interest“. Was soviel bedeutet wie: eine von der Polizei gesuchte Person.
Das Grundgerüst der Handlung ist schnell erzählt. Der verschrobene, aber geniale Milliardär Harold Finch will mit ausgeklügeltster Computertechnik Menschen vor Gewalt, Überfall und Mord retten. Dabei hilft ihm ein kleines Team rund um den Ex-Agenten John Reese. Alles im Verborgenen. Die offiziellen Stellen dürfen nichts mitbekommen.
Klingt abgegriffen, und man sollte nicht meinen, dass so eine Idee es schafft, über längere Zeit für Spannung zu sorgen. Tut es aber. In 103 Folgen wirbeln Nervenkitzel, Witz und Abenteuer über den Bildschirm. Man fiebert förmlich mit.
Das liegt natürlich an dem Können der Film-Crew. Aber nicht zuletzt auch an der Frage, welche die Serie in immer neuen Variationen stellt: Kann es falsch sein, das Gute zu tun? Wenn es zum Beispiel anderen zum Nachteil gerät? Was ist überhaupt das Gute? Und: Warum soll ich, ausgerechnet ich, mich anstrengen und in Gefahr bringen, um anderen zu helfen?
Was habe ich davon, wenn ich Gutes tue? Das ist eine Frage, die sich nicht nur Milliardären, Polizistinnen und Ex-Auftragskillern stellt. Sondern auch dir und mir.
Für die Kollegin einkaufen. Für den Nachbarn den Müll rausbringen, wenn der krank ist oder unter Quarantäne steht: Das ist gut machbar. Aber: für eine Flüchtlingsfamilie bürgen? Regelmäßig einen größeren Geldbetrag spenden? Da dürften die meisten dann doch überlegen, ob sie sich das antun wollen. Ganz zu schweigen von der Situation, die an vielen Stellen dieser Erde Alltag ist: für das Gute einzutreten, wenn das massive Auswirkungen auf Beruf und Einkommen hat, auf Leib und Leben.
Der Mensch wünscht sich einen Ausgleich. Für seine Mühen. Für sein Leiden, wenn er oder sie sich für das Gute einsetzen.
Philosophie und Religionen sind voll von solchen Gedanken. Warum das Gute tun? Weil es Gott zur Ehre gereicht. Weil es dem Nächsten dient, dem Gemeinwesen, einer besseren Gesellschaft. Weil du dir das Himmelreich verdienst. Oder, da gibt es in der Theologie unterschiedliche Vorstellungen, weil es unverdient auf dich wartet, dich aber in jedem Fall für dein Leiden entschädigen wird.
Auch John Reese, der Ex-Agent aus „Person of Interest“, der sich im Laufe der Zeit vom Mann ohne Gewissen zum selbstlosen Beschützer wandelt, geht nicht leer aus. Nach 103 Folgen stirbt er im selbstlosen Einsatz. Immer noch im Verborgenen. Niemand wird ihm einen Gedenkstein aufstellen oder ein Heldenlied singen. Aber er verlässt diese Welt in dem Bewusstsein, ein besserer Mensch geworden zu sein.