Inklusion – dahinter steckt das Bestreben, auch Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung an allen Angeboten des gesellschaftlichen Lebens zu beteiligen. In Deutschland steht das Thema weit oben auf der politischen Agenda. Die Umsetzung ist nicht immer leicht und auch nicht immer gut vorbereitet, zum Beispiel wenn es um Inklusion in Schulen geht. Die grundsätzliche Entscheidung für Inklusion ist jedoch unumstritten.
In der Republik Weißrussland (Belarus) befindet sich Inklusion noch in der Anfangsphase. Im Oktober 2018 fand im Kinderzentrum Nadeshda (deutsch: Hoffnung), das etwa eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Minsk entfernt im Nordwesten des Landes nahe am Wilejka-See liegt, das Abschlussseminar des Modellprojektes „Förderung eines Umfelds für inklusive Bildung“ im Rahmen der achten Phase des Förderprogramms Belarus statt. Sowohl das große Interesse als auch die Ergebnisse machen Mut für die Zukunft: Das Thema ist auch in Belarus angekommen.
Sie wirken fremd und sorgen sogar für Distanz. So reagierten Kinder und Jugendliche aus der Region Tschernobyl sowie ihre Begleitpädagogen oft auf geistig und körperlich behinderte Menschen in Rollstühlen, wenn sie ihnen während des Erholungsaufenthaltes im Kinderzentrum Nadeshda begegnet sind.
Dieses „Befremden“ brachten die Pädagoginnen und Pädagogen in den Auswertungsbögen des Zentrums immer wieder zum Ausdruck. Wie in UK schon berichtet, war das der Grund für die Direktion des Kinderzentrums Nadeshda in Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern vom Sozialdienst evangelischer Männer (SEM) im Jahr 2017, ein entsprechendes Projekt ins Leben zu rufen.
Elternclub ein Ergebnis innovativer Ideen
Das Vorhaben konzentrierte sich in verschiedenen Abschnitten und Workshops auf drei Zielgruppen: die Begleitpädagoginnen und -pädagogen, die Mütter und Väter der Kinder mit Behinderungen sowie alle Mitarbeitende des Kinderzentrums Nadeshda selbst. Ein Schwerpunkt lag dabei bei den Sozialpädagoginnen und -pädagogen und Psychologinnen.
Bei dem Abschlussseminar berichtete die weißrussische Projektleiterin und stellvertretende Direktorin des Kinderzentrums, Vera Tolstikowa, von den Projekt-Ergebnissen. Sie berichtete von innovativen Ideen, die im Team des Kinderzentrums entwickelt wurden und eine hohe Identifikation ermöglichen.
So hatten die beiden Psychologinnen die Idee eines Elternclubs entwickelt, in dem sich die Begleitpädagoginnen und -pädagogen sowie die Eltern der Kinder mit Behinderungen in einem gemütlichen Raum treffen und austauschen können.
Das Abschlussseminar wurde von vielen Vertreterinnen und Vertretern der weißrussischen Gesellschaft besucht: So waren verschiedene andere staatliche Kinderzentren und das republikanische Zentrum vertreten, das für die Aufenthalte von Kindern aus Tschernobyl zuständig ist. Deutlich wurde, dass auch einige andere Kinderzentren bereits über Erfahrungen mit Inklusion verfügen.
Mittlerweile gehen die Eltern der Kinder mit Behinderungen selbst immer offener und selbstbewusster damit um und fordern inklusive Angebote. Inklusion ist auch in Belarus angekommen.
Das Kinderzentrum Nadeshda, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiern wird, konzentriert sich jetzt auf ein nächstes Projekt: Aus Anlass des Geburtstags soll ein Kletterpark installiert werden, natürlich mit einem Inklusionsparcours.