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“Klare Sprache macht Kommunikation insgesamt besser”

Ein neues Gesetz verpflichtet zahlreiche Händler dazu, ab dem 28. Juni barrierefreie Webseiten zu haben. Dazu können Videos mit Untertitel, ausreichender Farb-Kontrast oder Erklärungen in „Leichter Sprache“ gehören. Katrin Hillenbrand bietet dazu Schulungen an. Der Evangelische Pressedienst (epd) sprach mit der Leiterin des Büros „Leichte Sprache“ der Diakonie Pforzheim über die veränderte Nachfrage und warum diese Form der Kommunikation wichtig ist.

epd: Frau Hillenbrand, Ihr Büro bietet als eines von mehreren in Baden-Württemberg Übersetzungen, aber auch Schulungen zu „Leichter Sprache“ an. Wie ist die Nachfrage?

Hillenbrand: Wir haben das Büro im vergangenen Jahr geöffnet, und die Nachfrage war von Anfang an ziemlich hoch. Zunächst haben sich vor allem Mitarbeitende aus Kitas oder sozialen Einrichtungen bei uns gemeldet. Sie wollen etwa lernen, wie sie besser mit Menschen, die noch Deutsch lernen oder mit Behördensprache überfordert sind, kommunizieren können.

Mittlerweile erreichen uns aber auch Anfragen von Städten und öffentlichen Einrichtungen. Sie werden inzwischen auch oft zur digitalen Barrierefreiheit angehalten. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das am 28. Juni 2025 in Kraft tritt, erwarten wir auch vermehrt Anfragen von Händlern und Unternehmen. Auch sie sind nun zu mehr Barrierefreiheit verpflichtet.

epd: Warum ist „Leichte Sprache“ wichtig?

Hillenbrand: Damit soll die Teilhabe von allen Menschen in der Gesellschaft erleichtert werden. Die meiner Ansicht nach drei wichtigsten Regeln für Kommunikation in „Leichter Sprache“ sind: Kurze Sätze. Fremdwörter vermeiden oder erklären. Und sich in sein Gegenüber oder in die Menschen, die ich ansprechen will, einfühlen. Durch das neue Gesetz können sich Menschen mit Behinderungen, Senioren, Migranten mit wenig Deutschkenntnissen oder Menschen mit wenig Interesse an Technik besser im Internet zurechtfinden.

epd: Ist das neue Gesetz nicht auch eine weitere Belastung für Unternehmen?

Hillenbrand: Natürlich bedeutet Barrierefreiheit erstmal Arbeit. Aber es ist eine Investition in Inklusion und Verständlichkeit – und letztlich profitieren alle davon. Denn einfache, klare Sprache hilft nicht nur Menschen mit besonderen Bedürfnissen, sondern macht Kommunikation insgesamt besser. Und auch Unternehmen profitieren davon, wenn ihre Dienstleistungen besser verstanden werden – das schafft Vertrauen und erweitert den Kreis potenzieller Kundinnen und Kunden. (1365/09.06.2025)