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Kirchliche Feiertage: Finger weg, bitte!

Wegen der schlechten Wirtschaftslage erliegt die Politik einem Reflex und denkt darüber nach, kirchliche Feiertage zu streichen. Warum das keine gute Idee ist, kommentiert Timo Teggatz.

Am 29. Mai ist Feiertag – und das sollte auch so bleiben
Am 29. Mai ist Feiertag – und das sollte auch so bleibenImago / Panthermedia

Keine Frage: Der deutschen Wirtschaft geht es schlecht. Zum dritten Mal in Folge droht Deutschland im laufenden Jahr eine Rezession. Ob das nun am „schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten“ liegt (Söder über Habeck) oder doch an Putin, Trump und anderen Krisen dieser Welt – geschenkt. Die Frage bleibt: Was ist zu tun? „Mehr und effizienter arbeiten“, forderte Kanzler Friedrich Merz jüngst. Vor Wirtschaftsverbänden bekommt man für solche Aussagen natürlich Applaus, genauso wie für den Vorschlag, kirchliche Feiertage abzuschaffen, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Doch da ist eine gehörige Portion Populismus im Spiel. Denn kirchliche Feiertage haben einen hohen Wert und müssen bleiben.

Zurecht weisen die Kirchen darauf hin, dass die Streichung von kirchlichen Feiertagen einen religiösen und kulturellen Verlust bedeutet – und das bei einem überschaubaren finanziellen Effekt, jedenfalls im Vergleich zum schwindelerregenden Schuldenpaket. Überhaupt liegt man an freien Tagen ja nicht nur faul im Bett. Die Kirchen argumentieren richtigerweise mit dem Ehrenamt oder Pflege innerhalb der Familie.

Auch Betriebe für kirchliche Feiertage

Doch man muss nicht mal den Kirchen folgen, um die Streichung von Feiertagen für keine gute Idee zu halten. Selbst viele Betriebe sind dagegen. Ihre Angestellten würden die Zeit zur Erholung brauchen, gerade bei körperlich anstrengenden Arbeiten. Ihnen droht sonst der exakt gegenteilige Effekt: deutlich mehr Krankmeldungen, weil die Angestellten sich im wahrsten Sinne krank arbeiten.

Unser Autor Timo Teggatz
Unser Autor Timo TeggatzStudioline

Es bringt ohnehin wenig, die Debatte um den Neustart der deutschen Wirtschaft nur an Himmelfahrt oder Pfingstmontag festzumachen. Damit die Menschen Familie und Beruf besser unter einen Hut bekommen und also deutlich produktiver arbeiten, sollte die neue Bundesregierung sich auch mal in andere Richtungen Gedanken machen: zum Beispiel Teilzeit attraktiver machen oder Kita-Modelle entwickeln, mit denen alleinerziehende Mütter gut leben können. Und ja, die Fachkräftezuwanderung muss ebenfalls attraktiver werden, auch wenn momentan nur über Zurückweisungen und Grenzkontrollen geredet wird. Wir brauchen sie schon deshalb, weil irgendjemand die ganzen Sanierungen von Brücken und Straßen planen und anpacken muss.

Und wo wir gerade beim Stichwort Populismus waren: Wie wäre es denn, wenn wir einfach eine Feiertagsobergrenze pro Bundesland festlegen? Sagen wir, zehn Tage pro Jahr? Stimmt schon, dann müssten Bayern und Baden-Württemberg auf zwei bis vier Tage verzichten. Während Nordlichter sich mit 10 Feiertagen pro Jahr begnügen müssen, freut sich der strategisch günstig wohnende Süddeutsche über 14 freie Tage. Mit der Obergrenze wären die Feiertage endlich mal gerecht verteilt.