Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat die Christinnen und Christen dazu aufgerufen, sich gegen Antisemitismus stark zu machen. Sie wünsche sich eine Welt, „in der wir endlich begreifen, dass Religion nicht Nährboden für Hass ist, sondern für Liebe“, sagte Wüst am Dienstag in Speyer anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht der Nationalsozialisten am 9. November. Der brutale Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel habe für Jüdinnen und Juden alle Träume vom sicheren Leben im eigenen Land zerplatzen lassen.
Der sprunghafte Anstieg antisemitischer Übergriffe in Deutschland und weltweit seit dem 7. Oktober sei „unerträglich“, sagte Wüst. In der deutschen Gesellschaft gebe es wieder eine Zerreißprobe für Demokratie, Humanität, Toleranz, Mitmenschlichkeit, Sicherheit und Frieden. Auch das Mitgefühl, die Fähigkeit, sich in die Situation anderer zu versetzen, leide ganz offensichtlich. „Ich will eine Welt, in der Luftschutzbunker keine Rolle spielen, in der ich mit Kippa oder Kopftuch sicher einkaufen kann, in der niemand ‘Tod allen Juden’ plärrt“, sagte die Kirchenpräsidentin
Mit der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen die jüdische Minderheit im Dritten Reich über. Mehr als 1.300 Menschen wurden getötet und mindestens 1.400 Synagogen in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder zerstört