Zwei Jahre später und in anderer Form als erwartet ist sie da: die Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs der Nordkirche. Am 10. Oktober hat die Nordkirche sie am Karl-Marx-Platz 16 eröffnet, nahe dem Kirchenkreisarchiv: mit einem Lesesaal, in dem man an vier Tagen pro Monat bestellte Akten einsehen kann.
Das Archivgut der pommerschen Landeskirche, rund 700 Meter Akten von 1945 bis 2012, soll damit endlich wieder besser nutzbar sein für Forschende in Greifswald. „Das ist ein Positivum“, sagt der promovierte Kirchenhistoriker Irmfried Garbe, der sich seit Jahren mit der AG Pommersche Kirchengeschichte für die Zugänglichkeit engagiert. Allerdings: „Es ist eine Zweigstelle ohne Akten, und die Nutzungsbedingungen sind relativ kompliziert.“ Alle zwei Wochen dienstags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs von 9 bis 17 Uhr soll Richard Nölleke, ein Facharchivar aus Schwerin, vorbestellte Originalakten aus Schwerin mitbringen.
Pommersches Archivgut bleibt in Schwerin
Zum Archivgut der pommerschen Landeskirche gehören etwa 5600 Akten aus dem Greifswalder Konsistorium und fast 1000 weitere aus der Bischofskanzlei, der Synode und der Kirchenleitung. Gelagert werden sie in Schwerin, Kiel und Hamburg – außerhalb des pommerschen Kirchenkreises. Eben das stößt in der Region seit Langem auf Kritik.
Angefangen hatte das Ringen um den Aufbewahrungsort 2014, als das Archivgut wegen eines Wasserschadens aus der Greifswalder Bischofsvilla geholt werden musste. Es folgten Jahre, in denen die Akten mal hier, mal dort gelagert waren, weitgehend unbenutzbar. Zuletzt wurden sie in der Schweriner Zweigstelle des Nordkirchenarchivs aufbereitet. Im September 2021 sollte dann die Greifswalder Zweigstelle eröffnen – mit einer Auswahl der wichtigsten Akten aus Schwerin, wie Irmfried Garbe weiß. Doch die Nordkirche erklärte, sie finde keinen Raum, der so viel Gewicht tragen könne.
AG Kirchengeschichte ruft auf: Nutzt die Zweigstelle!
Ob eine Außenstelle mit Präsenzbestand nun überhaupt noch geplant ist, kann Presseprecher Dieter Schulz nicht sagen. Garbe hofft, dass die neue Zweigstelle trotz der geringen Öffnungszeiten bald rege genutzt wird. „Wir als AG Pommersche Kirchengeschichte rufen dazu auf.“ Forschungsthemen gebe es genug, „die Zeitgeschichte ist das, was Menschen bewegt“, und gerade das Interesse an DDR-Geschichte habe zugenommen. Die Nordkirche hatte verkündet: Wenn die Zweigstelle zu wenig genutzt wird, sei sie in zwei Jahren wieder geschlossen.
Info
Akten bestellen kann man per E-Mail an lkank@archiv.nordkirche.de. Nächste Öffnungszeiten: 24./25. Oktober, 7./8./21./22. November; 12./13./19./20. Dezember. Weitere Informationen zu den Öffnungszeiten der kommenen Monate finden Sie hier.