In Zeiten zunehmender Säkularisierung wollen die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland noch enger zusammenarbeiten. „In Zukunft wird es darum gehen, dass christliche Akteurinnen und Akteure vor Ort und in der Region, gleich welcher Konfession, gemeinsam für die Menschen da sind und das Evangelium zum Leuchten bringen“, schreiben der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, in einem Geleitwort zu einem am Donnerstag vorgestellten Ökumenepapier von Bischofskonferenz und EKD.
Die Kirchen erlebten derzeit eine tiefgreifende Umbruchphase, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung am Donnerstag während einer Online-Pressekonferenz. Gerade in so einer Situation dürfe die Ökumene nicht „unter die Räder geraten“, sagte Jung.
Das Geleitwort steht unter dem Titel „Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit“ und ist aus dem Kontaktgesprächskreis von Bischofskonferenz und EKD entstanden. Es nimmt Bezug auf das letzte gemeinsame Dokument, das im Jahr 2017 anlässlich des 500. Reformationsjubiläums veröffentlicht wurde. Damals griff man auf die Formel „Sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ zurück, um die Beziehungen zwischen der evangelischen und katholischen Kirche zu beschreiben.
In der Wahrnehmung vieler Menschen gebe es immer weniger Unterschiede zwischen dem Katholischen und Evangelischen, heißt es in dem Geleitwort. Das sei auch ein zentrales Ergebnis der im November veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Auch im Alltag vieler Kirchengemeinden werde eine große Nähe zwischen den Konfessionen gelebt. Doch der Stand der theologischen Verständigung entspreche dieser Nähe nicht immer, heißt es weiter.
Das gelte etwa mit Blick auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Abendmahls, das einer der größten Knackpunkt in der Ökumene ist. Dabei sei „nüchtern zu bilanzieren, dass hier in nächster Zeit keine Durchbrüche zu erwarten“ seien, schreiben Bätzing und Fehrs. Diese Situation wolle man aber nicht als eine „Zeit des ökumenischen Stillstands und enttäuschter Erwartungen“ begreifen.