Betroffene von sexualisierter Gewalt im Kindes- und Jugendalter fordern ein Bayerisches Aufarbeitungsgesetz. „Die Täter werden bestraft, um die Opfer kümmert sich erstmal keiner“, sagte der Sprecher des Unabhängigen Betroffenen-Beirats in der Erzdiözese München und Freising, Richard Kick, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kick initiierte daher die Petition „Gewalt an Kindern und Jugendlichen entschlossen entgegentreten!“, die an diesem Mittwoch (9. April) an den bayerischen Landtag übergeben werden soll.
Konkret fordert die Petition eine unabhängige staatliche, wissenschaftlich begleitete Aufarbeitungskommission, einen Betroffenenrat und einen Landesbeauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs – Gremien also, wie es sie auf Bundesebene bereits gibt. Gewalt in Institutionen in Bayern müsse systematisch aufgearbeitet und aufgeklärt werden, sagte Kick. Einige Bistümer kämen mit der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt gut voran. Die Kirchen seien aber Täterorganisationen und könnten nicht automatisch selbst aufarbeiten.
Zu den Unterstützern der Petition gehören auch die bayerische evangelische Landeskirche und Landesbischof Christian Kopp. In einem Statement, das online auf der Petitions-Seite einsehbar ist, sagte Kopp, dass Betroffene oft Schwierigkeiten hätten, mit Vertretern jener Institutionen zu sprechen, in denen die Übergriffe geschehen seien. Die bayerische Landeskirche fordere daher seit Jahren externe Kontrollen der kirchlichen Aufarbeitung und allgemeine staatliche Standards. Diese seien dringend notwendig, um Vertrauen und Transparenz sicherzustellen.
In anderen Bereichen, wo sexueller Missbrauch gehäuft auftritt, zum Beispiel in Sportvereinen, in Schulen oder in den Familien, gebe es noch kein so großes Bewusstsein für sexuellen Missbrauch, sagte Kick weiter. Außerdem forderte er eine bessere Unterstützung von Betroffenen. Typisch für Betroffene von sexuellem Missbrauch seien psychische Probleme, Suchtprobleme, Arbeitslosigkeit und daraus resultierende Brüche im Lebenslauf und finanzielle Schwierigkeiten, sagte Kick. Nicht alle Betroffenen brächten ihre Probleme mit dem sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit in Verbindung.
Um die individuellen Rechte der Betroffenen zu stärken, brauche es zum Beispiel Entschädigungs- oder Anerkennungszahlungen für erlittene Traumata, Verdienstausfälle oder Berufsunfähigkeit. „Außerdem ist ein geeignetes Therapieangebot, eine juristische Begleitung oder das Recht auf Akteneinsicht nötig, um nur einige Punkte zu nennen“, sagte Kick. Die Petition an den Bayerischen Landtag wird an die Vorsitzende des Sozialausschusses, Doris Rauscher (SPD), und ihren Stellvertreter Thomas Huber (CSU) übergeben. Die Petition hat bislang mehr als 530 Unterzeichner. (1184/07.04.2025)