BERLIN – Angesichts von Berichten über Tausende von verschwundenen Flüchtlingskindern bezweifelt der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, ob die internationale Gemeinschaft Kinder auf dem Weg nach Europa wirksam vor Menschenhandel schützen kann. „Die Flucht von Kindern muss international geregelt und unterstützt werden, damit sich diese nicht alleine und unregistriert über abenteuerliche Fluchtrouten auf den Weg nach Europa machen“, sagte Hilgers in Berlin. „Leider versagt die EU und die UN bei diesem Thema gerade völlig.“ Die UN müsse Flüchtlings-Kontingente aufstellen, damit Kinder auf legalem und sicherem Weg flüchten könnten.
Laut Europol sind seit den vergangenen zwei Jahren über 10 000 unbegleitete Flüchtlingskinder in Europa verschwunden. Medienberichten zufolge gibt es zudem Hinweise, dass kriminelle Banden Flüchtlingskinder versklavten, um sie sexuell auszubeuten. Festnahmen soll es demnach bereits in Deutschland und Ungarn gegeben haben.
Unbegleitete Flüchtlingskinder seien tagtäglich in großer Not, verängstigt und oftmals nicht registriert, deshalb könnten sie unbemerkt verschleppt werden, fügte Hilgers hinzu, der von 1979 bis 1985 Leiter des Jugendamtes im nordrhein-westfälischen Frechen war. Kriminelle Banden nutzen die verzweifelte Lage der Kinder aus. Dabei seien Kinder, die in Deutschland angekommen seien, bis zu ihrer Inobhutnahme durch das zuständige Jugendamt nicht weniger gefährdet als auf der Fluchtroute in Europa.
Durch die Flüchtlingskrise habe Kinderhandel eine neue Aktualität erreicht, so Hilgers. „Eine Fülle von Präventionsstrategien sind zusammengebrochen“, sagte er. In manchen Kommunen arbeiteten viele Flüchtlingshelfer mit Kindern ohne Überprüfung. epd
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