DORTMUND – Präses Annette Kurschus hat sich dafür ausgesprochen, das gesellschaftliche Miteinander stärker vom Alter und von der Kindheit her zu denken. Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen predigte gemeinsam mit Weihbischof Matthias König vom Erzbistum Paderborn in einem ökumenischen Gottesdienst auf dem
12. Deutschen Seniorentag. Er fand unter dem Motto „Brücken bauen“ vom 28. bis 30. Mai in Dortmund statt.
Kinder und alte Menschen seien besonders auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft angewiesen – und zugleich besonders verständig und begabt im Blick auf das, was Leben und Gemeinschaft wirklich bedeuten, sagte Präses Kurschus. Allerdings seien es gegenwärtig nicht die Alten und die Kinder, die unserer Gesellschaft „Maß und Verstand geben“. Sie würden eher gegeneinander ausgespielt. „Und weil sie noch nicht oder nicht mehr mit voller Kraft am Arbeits- und Wirtschaftsleben, am Kaufen und Verkaufen teilnehmen, beschleicht Alte wie Junge mitunter vielleicht sogar das Gefühl, sie seien letztlich weniger wert.“
Als Gegenbild dazu beschrieb die Theologin eine biblische Vision: Der Prophet Sacharja schildert eine Stadt, in der betagte Menschen und Kinder im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. Die Kräftigen, Gesunden, Erwerbstätigen sind hier nicht die Norm und der Maßstab des Menschseins, sagte Kurschus und mit Bezug auf Sacharja 8,3-6.
Zuvor hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des Seniorentages die Älteren als „Rückgrat der Ehrenamtlichen“ bezeichnet. Er forderte außerdem eine höhere Wertschätzung pflegender Berufe. „In unserem Sozialstaat ist die Politik verpflichtet, dafür zu sorgen, dass auch im Alter für alle ein würdiges Leben möglich ist“, erklärte der Bundespräsident in der Dortmunder Westfalenhalle. UK
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