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Katholischer Reformdialog diskutiert kontrovers über Weltsynode

Zum dritten Mal treffen sich die Mitglieder des Synodalen Ausschusses, diesmal in Wiesbaden-Naurod. Zum Auftakt stand eine Aussprache zur im Oktober in Rom beendeten Weltsynode auf der Agenda.

Rückenwind aus Rom? Die Vertreter des Reformdialogs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland haben kontrovers über die Ergebnisse der Weltsynode und deren Auswirkungen diskutiert. Auf der Sitzung des Synodalen Ausschusses in Wiesbaden-Naurod sahen Bischöfe und Laien Chancen für mehr Beteiligungsmöglichkeiten in der Kirche, aber auch manche Leerstellen. Mehrere Teilnehmer formulierten die Frage, ob und wie die Papiere der Reformbemühungen tatsächlich an der Basis ankommen und Relevanz entfalten. Kritisiert wurde auch, dass die systemischen Ursachen von sexuellem Missbrauch in der Kirche nicht angemessen in den Blick genommen würden.

Das Präsidium, der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing und die Katholikenkomitee-Präsidentin Irme Stetter-Karp, bekräftigen ihre Einschätzung, dass das Abschlussdokument der Weltsynode, die im Oktober zu Ende gegangen war, starken Rückenwind aus Rom für die Bemühungen in Deutschland bedeute, den es zu nutzen gelte.

“Wir wollen den Wandel. Christsein ist nicht zum Stehenbleiben gemacht. Es ist eine Religion der Bewegung und der Bewegten”, so Stetter-Karp. “Denen, die den Synodalen Ausschuss in der Vergangenheit gerne totgesagt haben, sei erwidert: Totgesagte leben länger.” Bischof Bätzing verwies auf die Herausforderungen des Prozesses: “Synodalität ist kein Theaterstück. Es ist Arbeit, ist Auseinandersetzung, ist Ringen und Kompromisssuche.”

Der Münsteraner Bischof Felix Genn, der an der Weltsynode teilnahm, berichtete, es habe das Arbeitsklima nicht als “gruppendynamische Wohlfühlgruppe” empfunden, sondern als ein “ausgesprochen hartes Ringen”, aber auch ein intensives Zuhören. Ihn treibe der Vorwurf um: “Wo sind denn die Marginalisierten in unseren bürgerlichen Gemeinden und Gremien?” Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte, bei der Einbeziehung von Nicht-Akademikern, aber auch Vertretern der Ökumene sei noch Luft nach oben.

Lisa Holzer vom Bundesverband der Katholischen jungen Gemeinde konstatierte: “Für junge Menschen hat das Dokument der Weltsynode keinerlei Relevanz.” Sie rezipierten es nicht. Positiv sei der im Dokument formulierte Wunsch nach mehr Beteiligungsmöglichkeiten und das Aufgreifen der Frauenfrage. Der Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, schloss sich der Kritik an. “Junge Menschen wollen mitgestalten und ringen mit ihrer Kirche.” Holzer und Podschun forderten massive Reformen ein und haderten mit den Mitbestimmungsmöglichkeiten. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte: “Ich glaube, die Zeit der Pfarrei ist abgelaufen. Und deshalb müssen wir die jungen Leute vielleicht auch eher woanders suchen.”

Die Ordensfrau Philippa Rath berichtet, dass sie viele Rückmeldungen von Frauen im deutschsprachigen Raum erhalten habe. Tenor: Dankbarkeit für alle, die sich in Rom für die Frauenfrage eingesetzt haben. “Es bleibt auf der Agenda, das war nicht zu erwarten”, so Rath. Zugleich gebe es viel Enttäuschung über den entsprechenden Passus im Weltsynode-Abschlussdokument. Die Ordensfrau rief dazu auf, weiter unermüdlich und mutig Richtung Vatikan deutlich zu machen: “Die Zeit ist überreif für mehr Beteiligung von Frauen.”

Der Synodale Ausschuss tagt auf seiner dritten Sitzung noch bis Samstagmittag. Das aktuell aus 70 Mitgliedern bestehende Gremium ist ein Ergebnis des 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Synodalen Wegs.