Wie lassen sich die Reformwünsche der Katholiken aus Deutschland mit Rom in Einklang bringen? Der Synodale Ausschuss rang anderthalb Tage um nächste Schritte, ließ neue Papiere passieren und andere durchfallen.
Der Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland hat konkretere Überlegungen für ein künftiges Beratungsgremium von Bischöfen und Laien zusammengetragen. In den kommenden Monaten soll auf dieser Basis ein Satzungsentwurf erarbeitet werden. Nach anderthalb Tagen beendete der Synodale Ausschuss am Samstag in Wiesbaden-Naurod seine dritte Sitzung. Rund 60 Mitglieder aus ganz Deutschland nahmen daran teil.
Angedacht ist, dass ein künftiges nationales synodales Gremium über Sachfragen zu wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft beraten soll, ebenso über alle Finanz- und Haushaltsfragen, die über die Bistumsebene hinausgehen. Ziel sei es, auch zu gemeinsamen Entscheidungen von Bischöfen und Laien zu kommen, unter Berücksichtigung der kirchenrechtliche Verantwortung der Bischöfe, die faktisch letztverantwortlich sind.
Der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass für das erste Quartal 2025 ein erneutes Treffen mit hochrangigen Vatikan-Vertretern in Rom geplant ist, bei dem die Ergebnisse von Wiesbaden-Naurod vorgestellt werden sollen.
Parallel findet eine Evaluation in Deutschland statt. Dabei steht die Frage im Zentrum, welche Beschlüsse des vorangegangenen Synodalen Wegs in den Bistümern bereits umgesetzt worden sind, welche nicht und warum die Umsetzung bislang nicht erfolgte. Dazu verschickt eine Kommission des Ausschusses im Februar einen Fragebogen an alle Bischöfe, der innerhalb von fünf Wochen beantwortet werden muss. Die Beschlüsse des Reformdialogs sind rechtlich nicht bindend, jeder Bischof ist frei, sie in seinem Bistum umzusetzen.
Am Vortag hatte der Ausschuss kontrovers über die Ergebnisse der im Oktober zu Ende gegangenen Weltsynode in Rom und deren Auswirkungen diskutiert. Bischöfe und Laien sahen Chancen für mehr Beteiligungsmöglichkeiten in der Kirche, aber auch manche Leerstellen. Mehrere Teilnehmer formulierten die Frage, ob und wie die Papiere der Reformbemühungen tatsächlich an der Basis ankommen und Relevanz entfalten. Kritisiert wurde auch, dass die systemischen Ursachen von sexuellem Missbrauch in der Kirche nicht angemessen in den Blick genommen würden.
Die Präsidenten des Aussschusses, Bischof Bätzing und die Katholikenkomitee-Präsidentin Irme Stetter-Karp, bekräftigten ihre Einschätzung, dass das Abschlussdokument starken Rückenwind für die Bemühungen in Deutschland bedeute, den es zu nutzen gelte. “Wir wollen den Wandel. Christsein ist nicht zum Stehenbleiben gemacht. Es ist eine Religion der Bewegung und der Bewegten”, so Stetter-Karp. Bätzing verwies auf die Herausforderungen des Prozesses: “Synodalität ist kein Theaterstück. Es ist Arbeit, ist Auseinandersetzung, ist Ringen und Kompromisssuche.”
Die 61 anwesenden Mitglieder des Ausschusses beschlossen zudem einen Handlungstext zur Situation nicht heterosexueller Kleriker, der für mehr Wertschätzung und eine Aufarbeitung von Diskriminierungen plädiert. Der Text hatte bereits im September 2022 beim Synodalen Weg die Erste Lesung mit großer Mehrheit passiert. Nun sprachen sich 78 Prozent der anwesenden Bischöfe und Laien dafür aus. Zwei weitere Handlungstexte, einerseits zu Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche und andererseits zu “Lehramtlichen Aussagen zur ehelichen Liebe”, verwies der Ausschuss zur Weiterbearbeitung in die zuständige Kommission.
Der Synodale Ausschuss ist ein aktuell aus 70 Mitgliedern bestehendes Gremium. Er ist ein Ergebnis des 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Synodalen Wegs. Die nächste Sitzung des Ausschusses findet am 9. und 10. Mai in Magdeburg statt.