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Katholiken in Deutschland fühlen sich durch Papstwahl beflügelt

Die Sonne scheint am Freitag über Magdeburg. Und heiter ist auch die Stimmung unter den Mitgliedern des Synodalen Ausschusses, die über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland beraten.

“Nun singe Lob, du Christenheit”, hallt es am Freitag durch den nüchternen Tagungsraum im Magdeburger Maritim-Hotel. Rund 60 Bischöfe und Laien aus ganz Deutschland stimmen voll Freude ein. Ein harmonischer Auftakt, der das unterstreicht, was der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zuvor so formuliert hat: “Wir tagen hier bei unserer vierten Sitzung des Synodalen Ausschusses in einer ganz besonderen Situation.” Denn am Vortag ist im Vatikan ein neuer Papst gewählt worden: Leo XIV.

Die Wahl des US-Amerikaners Robert Prevost ist an diesem Freitag naturgemäß das bestimmende Gesprächsthema, als die Teilnehmenden des Reformdialogs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland am Tagungsort eintrudeln. Wen hatte die Nachricht vom weißen Rauch wo erreicht? Bischof Bätzing hatte gerade in der Hotellobby erfahren, dass es für ihn kein Zimmer gebe: “Und dann plötzlich auf meinem Handy die Nachricht: Weiß!” Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hatte sich nach einer längeren Reise eigentlich auf ein Abendessen mit ihrem Ehemann gefreut.

Die Wahl von Kardinal Prevost zum neuen Papst hat viele überrascht. In Magdeburg sind Freude und Erleichterung über den Ausgang des Konklaves deutlich spürbar. Für einige Anwesende ist das neue Kirchenoberhaupt kein Unbekannter. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer etwa berichtete begeistert von mehreren Begegnungen: “Er ist einer, der aufmerksam zuhört und immer erst überlegt, bevor er sich äußert. Er hat Mathematik studiert, kann kochen, ist bodenständig und bescheiden.”

Dreh- und Angelpunkt der Gespräche ist natürlich auch, welche Richtung Papst Leo XIV. wohl einschlagen wird – und welche Auswirkungen das nicht zuletzt auf die Reformbestrebungen der katholischen Kirche in Deutschland haben wird. Der Synodale Weg und auch das geplante bundesweite synodale Gremium, in dem gemeinsames Beraten und Entscheiden verstetigt werden soll, waren immer wieder kritisch vom Vatikan beäugt worden. Zuletzt jedoch war eine Entspannung erkennbar.

In Magdeburg wird klar: Die Bischöfe und Laien sehen sich durch den neuen Papst auf dem eingeschlagenen Weg bestätigt und rechnen mit Rückenwind durch ihn. “Wie gut, dass wir diesen neuen Papst haben”, sagt Bischof Bätzing. Irme Stetter-Karp ergänzt: “Nach der ersten Rede von Leo XIV. können wir davon ausgehen, dass er eine Fortsetzung, eine Weiterentwicklung von Synodalität für diese Kirche sucht, auch den Aufbruch sucht.”

Teile des ZdK-Präsidiums waren erst im Februar mit dem jetzigen Papst, damals Chef der Bischofskongregation, zusammengetroffen. “Er war sehr gut über unsere Situation in der deutschen Kirche informiert und hat uns auch für unser Engagement gedankt, nicht nur für das kirchenpolitische, sondern ausdrücklich auch für das politische – gerade im Bereich Migration”, berichtet Stetter-Karp.

Die Franziskanerin Katharina Kluitmann findet es “überraschend, hochinteressant und spannend”, dass direkt wieder ein Ordensmann zum Papst gewählt wurde: “Vielleicht hat es etwas damit zu tun, wie in Orden Leitung gelebt wird: demokratisch, auf Zeit, gemeinschaftsbetont und spirituell. Vielleicht liegt in diesem Schatz der Orden genau das, was unsere Kirche gerade gut gebrauchen kann.” An Papst Leo XIV. hat sie auf Initiative des Portals Kirche+Leben einen Brief geschrieben. “Lieber Papst Leo”, lautet die Anrede – das klingt schon fast vertraut.

Nicht in Magdeburg dabei ist der noch in Rom weilende Münchner Kardinal Reinhard Marx, einer von drei Papstwählern aus Deutschland. In den ARD-“Tagesthemen” hat er am Donnerstagabend seine Hoffnung bekundet, dass der neue Papst die großen Linien aus dem Pontifikat seines Vorgängers fortführt. Marx betont aber auch: “Wir werden keine Kopie von Papst Franziskus bekommen.”

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, wie Marx einer der Papstwähler, sieht den Synodalen Ausschuss mit Skepsis und nimmt, anders als Marx, deshalb nicht daran teil. Dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de sagt er, “dass wir mit diesem Papst jemanden haben, der das, was Papst Franziskus unter Synodalität verstanden hat, weiter fortführen und entwickeln wird”.

Wohin geht die Reise unter Leo XIV.? Das werden nicht nur der Kölner Kardinal, sein Mitbruder aus München und die in Magdeburg versammelten Katholiken aufmerksam verfolgen.