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Kardinal Marx warnt vor Schwächung des Sozialstaats

Erst jüngst sprach der Münchner Kardinal Marx mit der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag über das Grundprinzip der Solidarität. Nun hat er erneut ein Plädoyer für den Sozialstaat gehalten.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat davor gewarnt, in Zeiten knapper Kassen den Sozialstaat zu schwächen. Wenn Reform bedeuten sollte, einige auf der Strecke liegen zu lassen und die Armutsrisiken zu erhöhen – “da bin ich nicht dabei, das ist die rote Linie, das geht nicht!”, sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag im oberbayerischen Vaterstetten. Dort führte ihn sein traditioneller vorweihnachtlicher Besuch ins Haus Maria Linden, eine Einrichtung des Katholischen Jugendsozialwerks München für Menschen mit seelischer oder geistiger Beeinträchtigung.

So wenig wie die Demokratie oder der Rechtsstaat dürfe der Sozialstaat zur Disposition gestellt werden, bekräftigte der Kardinal: “Ich sage ja auch nicht: Die Demokratie ist uns zu teuer oder der Rechtsstaat ist uns zu teuer. Als könnten wir da ein paar Einschränkungen machen. Der Sozialstaat gehört auf diese Ebene.” Die Grundsolidarität müsse wieder wachsen. “Nur dann ist unsere Gesellschaft menschenwürdig, wenn sie eine solidarische Gesellschaft ist, insbesondere mit denen, die unsere Hilfe brauchen.”

Viele karitative und soziale Einrichtungen stehen laut Marx unter dem Schirm der Kirche. Gegen ein Weltbild, in dem gelte, dass sich der Stärkere eben durchsetze, stelle die Kirche in Worten und Taten “das Bild von Weihnachten: von der Gewaltlosigkeit und der Brüderlichkeit aller Menschen”. Damit mache sie deutlich: “Wir gehören alle zusammen als Menschheitsfamilie auf diesem Planeten, der uns geschenkt ist und den wir bewahren müssen. Wir alle haben die gleiche Würde.” Das sei die zentrale Botschaft von Weihnachten, unterstrich Marx: “Alle sind wichtig, niemand ist überflüssig, an keinem Tag seines Lebens, vom ersten bis zum letzten!”

Das Haus Maria Linden bietet laut Mitteilung etwa 100 älteren Menschen mit einer chronischen seelischen oder auch geistigen Beeinträchtigung ein Zuhause. Die Bewohnerinnen und Bewohner können bis an ihr Lebensende in der gewohnten Umgebung bleiben. Der Besuch des Kardinals war verbunden mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro, die für die seniorengerechte Einrichtung eines neuen Aufenthaltsbereichs, für Freizeitfahrten und eine Neujahrsfeier verwendet werden sollen.

Träger der Einrichtung ist das Katholische Jugendsozialwerk München, gegründet 1885. Unter seinem Dach sind Dienste und Einrichtungen der Jugendhilfe, der Behindertenhilfe und der Seniorenhilfe an zehn Standorten in Ober- und Niederbayern. Das KJSW beschäftigt derzeit insgesamt 750 Mitarbeitende.