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Kardinal bei Begräbnis für Ex-Präsident Napolitano

Der Abschied von Italiens verstorbenem Ex-Präsidenten Giorgio Napolitano bereichert das Verhältnis von Kirche und Staat in Rom um einige unerwartete Neuerungen. Am Sonntag besuchte Papst Franziskus überraschend und unangekündigt als erster Papst in der Geschichte den italienischen Senat, um dem dort aufgebahrten Politiker die letzte Ehre zu erweisen.

Bei der ohne religiöses Ritual geplanten Beerdigung Napolitanos (1925-2023) am Dienstag soll der pensionierte italienische Kurienkardinal Gianfranco Ravasi (80) neben einigen Politikern eine Ansprache halten. Dies berichtete die Tageszeitung “Il Messaggero” am Montag.

Der langjährige vatikanische Kulturminister Ravasi (2007-2022) und der einstige Kommunist Napolitano waren einander oft begegnet. Im Rahmen der von Ravasi begründeten Diskussionsveranstaltung “Vorhof der Völker” hatte Napolitano 2012 in Assisi über seine eigene Auseinandersetzung mit dem Glauben gesprochen. Dabei machte er sich für eine Zusammenarbeit von Glaubenden und Nichtglaubenden zum Wohl der Gesellschaft stark.

Bei dieser Gelegenheit warb der Atheist Napolitano für ein “neues Bewusstsein der geistlichen Werte, der Geschenke der Kultur und der Segnungen der Solidarität”. Napolitano war Italiens Staatspräsident, als Papst Franziskus im März 2013 zum Papst gewählt wurde. Im Januar 2015 trat Napolitano aus Altersgründen vom höchsten Staatsamt zurück und wurde Senator auf Lebenszeit.