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Kardinal Aveline fordert in Jerusalem “neue Art des Pilgerns”

Pilgern darf nicht mehr nur dem Vertiefen des eigenen Glaubens dienen, sagt Kardinal Aveline. Wer heute ins Heilige Land kommt, sollte auch Solidarität mit den Menschen vor Ort mitbringen und sich für sie interessieren.

Trotz der heiklen Sicherheitslage sollten Menschen aus Sicht von Kardinal Jean-Marc Aveline das Heilige Land besuchen. Man müsse die Menschen dazu ermutigen, sich für die Lage vor Ort zu interessieren, sagte der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Marseille bei einem Solidaritätsbesuch in Jerusalem vor Journalisten. Dabei betonte er die besondere Verantwortung der katholischen Weltkirche gegenüber der Mutterkirche in Jerusalem.

Aveline plädierte dafür, eine “neue Art der Pilgerreise” zu fördern und das Pilgerwesen zu bekehren. “Wir wollen keinen Pilger, der da ist, um den persönlichen Komfort seines Glaubens zu verbessern, sondern der auch da ist, um eine tiefe kirchliche Solidarität zu leben”, so Aveline. Der “neue Pilger” sei sich der Realitäten und Schwierigkeiten der Christen vor Ort bewusst und “versteht, dass es in diesem Land Christen gibt, die niemals die Pilgerfahrt machen können, die er macht, weil sie keine Genehmigung haben, von einem Gebiet in ein anderes zu gehen”.

Ferner mahnte der Kardinal ein Nachdenken über die lebenswichtige Verbindung des christlichen Glaubens mit dem jüdischen Glauben an, “auf die wir jahrhundertelang verzichtet haben”. Angesichts der aktuellen Lage insbesondere unter der gegenwärtigen israelischen Regierung und des zunehmenden Antisemitismus in Europa müsse die Komplexität dieser Verbindung thematisiert werden.

Ziel des Besuchs der französischen Delegation ist es, die örtlichen christlichen Gemeinden und “alle Freunde des Friedens” auf allen Seiten zu unterstützen. Dabei gehe es in erster Linie um das Zuhören. Vor Ort habe man neben Traurigkeit, Besorgnis und Angst auch die Sorge gehört, dass “das authentische Zeugnis, nicht die Ohren der Westler erreicht”. Die Delegation wolle in Frankreich und Europa über die Lage vor Ort informieren und Handlungsvorschläge unterbreiten, darunter auch bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September in Fulda.