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Berliner Kältebusse starten in neue Saison

Im Winter wird der Mangel an Angeboten für obdachlose Menschen besonders deutlich. Die Berliner Stadtmission schlägt deshalb Alarm. Es gebe keine einzige barrierefreie Notunterkunft.

In einigen Kommunen sind in der kalten Jahreszeit Kältebusse für Obdachlose im Einsatz
In einigen Kommunen sind in der kalten Jahreszeit Kältebusse für Obdachlose im EinsatzImago / Christian Grube

Die Berliner Stadtmission hat mehr niederschwellige und gut zu erreichende Notunterkünfte für obdachlose Menschen in der Bundeshauptstadt gefordert. Die Notübernachtung in der Lehrter Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs sei im Winter häufig überbelegt, beklagte die diakonische Einrichtung mit Blick auf die Wintermonate.

Von Freitag an unterstützt die Stadtmission wieder mit drei Kältebussen die Kältehilfe in der Bundeshauptstadt. Erstmals ist sie dabei nach eigenen Angaben vollständig auf Spenden angewiesen. Bis zum vergangenen Jahr habe sich der Bezirk Neukölln an den Kosten beteiligt, hieß es.

Berliner Stadtmission: „Zunehmende Verelendung auf der Straße“

Aufgabe der Kältebusse sei es, Menschen vor dem Erfrieren zu bewahren und sie in Notunterkünfte zu bringen, sagte Stadtmissions-Sprecherin Barbara Breuer. In der vergangenen Wintersaison hätten die Busse 1.580 Menschen ohne Obdach in Notunterkünfte gebracht. Das seien 237 Menschen mehr als im Vorjahr gewesen, sagte Breuer: „Tendenz steigend.“ Betroffene, die sich nicht in Unterkünfte bringen lassen wollen, würden mit heißem Tee, einer Suppe und einem Schlafsack versorgt.

Zum 30-jährigen Bestehen der Kältebusse und angesichts des Mangels an bezahlbarem Wohnraum beklagte Breuer eine „zunehmende Verelendung auf der Straße“. In den 1990er Jahren seien die Chancen für Menschen, die vom Leben auf der Straße weg in Wohnungen wollten, besser gewesen als derzeit. Die Leiterin der Notübernachtung der Stadtmission in der Lehrter Straße, Anna Behnke, sagte: „Kältehilfe gibt es nur, weil es keine nachhaltigen Lösungen für die Menschen gibt.“

Mangel an Plätzen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Ein wachsendes Problem bei der Kältehilfe ist dabei der Mangel an Plätzen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Laut Breuer gibt es in Berlin keine barrierefreie Notunterkunft. An einigen Orten stünden Betten zur Verfügung, deren Höhe verstellbar ist. Viele Menschen mit eingeschränkter Mobilität seien aber auf Hilfen angewiesen.

 

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Auch das Deutsche Rote Kreuz unterstützt ab Freitag wieder mit einem DRK-Wärmebus die Berliner Kältehilfe. „In der bevorstehenden Wintersaison rechnet das DRK angesichts der Flüchtlingskrise mit einem erneuten Anstieg der Hilfseinsätze im Stadtgebiet“, teilte der Wohlfahrtsverband mit.

Berliner Kältehilfe erweitert ab 1. November planmäßig ihr Angebot

Die im Oktober gestartete Berliner Kältehilfe erweitert laut Senatssozialverwaltung ab 1. November planmäßig ihr Angebot. Von Freitag an stehen demnach insgesamt 1.025 Notübernachtungsplätze zur Verfügung, 290 mehr als zu Beginn der Kältehilfesaison Anfang Oktober. Für Frauen sind künftig 158 Übernachtungsplätze vorgesehen.

Mitte November werde voraussichtlich eine weitere Notübernachtung in Charlottenburg-Wilmersdorf mit 140 Plätzen eröffnet. Dann werde die Zahl der Notübernachtungsplätze auf insgesamt 1.165 ansteigen und bis Ende März 2025 zur Verfügung stehen, teilte die Sozialverwaltung mit.