Der Bayerische Kabarettpreis geht in diesem Jahr an den 45-jährigen Kabarettisten Florian Schroeder. Fehler müssen seiner Ansicht nach erlaubt sein; warum es aber sinnvoll ist, erst nachzudenken und dann zu reden.
Der aus Baden-Württemberg stammende Kabarettist Florian Schroeder hält es nicht für schlimm, Fehler zu machen, solange man die Fähigkeit habe, sie als solche anzuerkennen und auszusprechen. “Damit fällt einem kein Zacken aus der Krone, wie meine Oma immer sagte”, bekannte Schroeder im Interview mit dem “Münchner Merkur” (Montag). Schlimm finde er aber, dass heute vieles unverzeihlich zu sein scheine. “Dieses Nachtragende, nicht nur bei uns Künstlern, sondern auch bei Politikern, überhaupt Personen des öffentlichen Lebens.”
Da würden Leute mit zu viel Tagesfreizeit und zu kleinem Freundeskreis irgendwo auf der Plattform “X” Sätze wieder ausgraben, die jemand vor 15 Jahren mal angetrunken gesagt habe, erklärte der Kabarettist. “Wir alle machen Fehler, aber das führt nur dazu, dass Personen des öffentlichen Raums nur noch im abgesicherten Modus sprechen, also möglichst glatt und fehlerfrei.” Dann kämen aber die nachtragenden Fehlersucher von gestern und beklagten, dass es gar keine kritischen Stimmen mehr gebe.
Angesprochen auf die Kritik von Thomas Gottschalk, dass er heute erst nachdenke, bevor er etwas sage, meinte der 45-jährige Künstler: “Hoffentlich tut er das!” Die Frage sei, warum er es bisher nicht getan habe. Dass eine gewisse Enge im Diskurs entstanden sei, dass man in einem Zeitalter des Verdachts lebe, dass die Menschen einander nicht mehr zuhörten, sondern viel zu schnell urteilten, da gebe er Gottschalk Recht, so Schroeder. “Bei dieser Debatte wäre ich sofort dabei.” Aber das wäre dann auch eine andere.
Florian Schroeder erhält am Montagabend in München den Bayerischen Kabarettpreis in der Kategorie Hauptpreis. Die Jury würdigte ihn als einen “Brückenbauer”, der über den Tellerrand hinausschaue.