Nach katholischer Lehre darf es keine Priesterinnen geben. Theologie-Studentinnen in Freiburg haben sich trotzdem beworben. Und am Montag mit einem Bischof diskutiert. Sie hoffen auf echte Gleichberechtigung.
Für viele Katholikinnen und Katholiken entscheidet sich an diesen Fragen die Zukunft ihrer Kirche: Wann können Frauen Priesterinnen werden? Wann erhalten sie damit auch Zugang zu den wichtigsten Macht- und Führungspositionen der Kirche? Wann gilt auch in der katholischen Kirche die volle Gleichberechtigung?
In Freiburg haben neun junge Theologinnen jetzt einen kreativen Weg gefunden, diese Forderungen neu auf die kirchliche Tagesordnung und in die öffentliche Debatte zu bringen. Sie haben berührende und couragierte Bewerbungsschreiben an das Priesterseminar – die Ausbildungsstätte für Priester – geschickt. Und die Aktion auf Instagram gepostet. Am Montag haben sie sich darüber mit dem Leiter des Seminars und Weihbischof Christian Würtz ausgetauscht.
“Uns ist klar, dass der Bischof nicht die weltkirchlichen Regeln bricht und uns zu Priesterinnen weiht. Aber uns geht es darum, Schritt für Schritt die Gesamtstruktur der katholischen Kirche zu verändern. Frauen wollen sich nicht mehr länger unterordnen”, sagte Stephanie Gans, eine der Initiatorinnen, nach dem Austausch mit Würtz.
Ihre Mit-Priesterinnen-Bewerberinnen waren sich einig, dass das gut zweistündige Gespräch der Beginn eines ehrlichen, offenen Austauschs werden könnte. “Wir wollen Veränderungen in Gang bringen – und geben uns nicht mit Mini-Zugeständnissen zufrieden”, betonte Lisa Baumeister. Noch im Juni ist das nächste Gespräch mit Weihbischof Würtz vereinbart.
Eine Theologin, die anonym bleiben möchte, zeigte sich positiv überrascht, dass die Kirchenleitung erstmals ihre Berufung und zugleich ihr Leiden an der Kirche wahrgenommen habe: “Dass ich nicht Priesterin werden darf, bedeutet letztlich, dass ich mich immer einem Mann, einem Priester unterordnen muss, etwa als Pastoralreferentin.” Gleichzeitig sprach sie von einem authentischen und offenen Dialog. “Ich habe das Gefühl, dass aus unserer Aktion etwas Positives erwachsen kann, und sie nicht einfach versandet.”
Weihbischof Würtz sagte, er habe Verständnis für die Forderungen der Theologinnen. Zugleich räumte er ein, dass die katholische Kirche “leider nicht alle Potenziale von Frauen ausschöpft”. An eine schnelle weltkirchliche Kehrtwende zur Freigabe von Priesterinnenweihe glaubt er dennoch nicht. “Das zu versprechen, wäre unehrlich. Aber klar ist, dass es dem gesamten Miteinander in der Kirche zugute käme, wenn wir Frauen mehr beteiligen”, sagte der Bischof.
Seit Jahrzehnten kämpfen Reformkatholiken gegen das Weiheverbot für Frauen. Nicht nur in Deutschland. Doch Papst und Vatikan zeigen sich ungerührt. Und das katholische Kirchenrecht stellt klar, dass nur Männer als Nachfolger der männlichen Jünger Jesu Priester werden dürfen. Gegner einer Liberalisierung verweisen auch darauf, dass weite Teile der weltweiten katholischen Kirche keineswegs Veränderungen wollten.
Die jungen Freiburger Theologinnen wollen sich davon nicht aufhalten lassen. Unter dem Motto “Mein Gott diskriminiert nicht – meine Kirche schon” sind sie auf Instagram aktiv. Sie dokumentieren dort beispielsweise Auszüge ihrer Bewerbungsbriefe.
“Ich bin davon überzeugt, dass ich als Priesterin ein großer Gewinn für die Erzdiözese Freiburg wäre”, schreibt eine der Frauen. Gott wünsche sich, dass jeder und jede in Freiheit und in Ausschöpfung der eigenen Berufung in der Kirche tätig werden könne, formuliert eine andere. Fünf der neun Bewerberinnen wollen anonym bleiben – sie geben an, Angst zu haben, dass die Aktion ihre Chancen auf einen kirchlichen Arbeitsstelle gefährden könnte.
Im Netz erhalten sie viel Solidarität und Unterstützung. Frauen aus ganz Deutschland fragen, wo und wie sie sich auch als Priesterin bewerben können. Auch die katholische Theologische Fakultät der Universität Freiburg unterstützt sie. Es gebe keine überzeugenden, wissenschaftlichen Gründe gegen die Weihe von Priesterinnen.
Noch zeichnet sich nicht ab, ob die Freiburger Aktion überregionale Mitstreiterinnen finden wird. Eine Frau hat sich auch im Priesterseminar Speyer beworben. Die Freiburger Macherinnen sind entschlossen, weiter für Veränderungen hin zu mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche zu kämpfen.