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Jüdisch-palästinensische Initiative trotz Nahostkonflikt

Die Initiatoren eines gemeinsamen jüdisch-palästinensischen Friedensaufrufs vom Montag in Hannover haben noch einmal ihre Beweggründe dafür erläutert. “Ich möchte der jüdischen Öffentlichkeit sagen: Nicht alle Palästinenser sind Terroristen! Es gibt unter ihnen gute und schlechte Menschen, wie unter Juden und Israelis auch”, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hannover, Michael Fürst, in einem Interview der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” (Mittwoch). Ihr oberstes Ziel derzeit sei es, “dass wir in Hannover und Niedersachsen verträglich miteinander auskommen”, so sein palästinensischer Freund Yazid Shammout.

Auf die Frage, warum er an einer Solidaritätskundgebung für Israel nicht teilgenommen habe, nannte Shammout politische Gründe. Für eine “rechtsextremistische Regierung, welche die palästinensische Bevölkerung unterdrückt und die Besatzung aufrechterhält”, könne er “nicht undifferenziert Solidarität bekunden”. Fürst äußerte dafür Verständnis.

Gleichzeitig bekräftigten Fürst und Shammout ihre unterschiedlichen Ansichten über Wege zu einer möglichen Konfliktlösung zwischen Israel und Palästina. Dennoch schmälerten diese und andere Meinungsverschiedenheiten zum Nahostkonflikt weder ihre Freundschaft noch ihren Einsatz für ein gutes Zusammenleben in Deutschland, betonten beide mehrfach.

Am Montag hatten die Palästinensische Gemeinde Hannover und der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen in einer gemeinsamen Erklärung “die barbarischen Ereignisse im Nahen Osten” verurteilt. Zugleich riefen sie ihre Mitglieder und Sympathisanten dazu auf, trotz aller Differenzen respekt- und friedvoll miteinander umzugehen.

Die Gemeinden sehen die Gefahr, dass sich in Deutschland nun antisemitische und ausländerfeindliche Klischees verbreiten könnten. Zugleich fordern sie von der deutschen und europäischen Politik, deeskalierend zu handeln “und eine dauerhaft friedliche Lösung durchzusetzen”.