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Judenchristen, Heidenchristen und messianische Juden: ein historischer Überblick

Die erste Gemeinde in Jerusalem bestand überwiegend aus  Juden, die Jesus nachfolgten und gleichzeitig die jüdischen Toravorschriften beachteten – sogenannten „Judenchristen“. Sie wurde von der jüdischen Umgebung als Sondergruppe akzeptiert. Bereits in den Paulusbriefen wird aber schon von dem Konflikt berichtet, den das Hinzukommen von Nicht-Juden, den „Heidenchristen“, zur Gemeinde hervorrief: Sollten diese die Gesetze der Tora halten, unter anderem das der Beschneidung, oder waren sie davon frei? Im sogenannten Apostelkonzil trafen die Vertreter beider Lager eine richtungsweisende Entscheidung: Weder eine Beschneidung noch das Halten der Tora ist notwendig, um zur Jesus-Gemeinde zu gehören (Apostelgeschichte 15 und Brief an die Galater 2).
Durch die Auslöschung des jüdischen Staates durch die Römer im Jahr 70 nach Christus kam es zum endgültigen Bruch zwischen Judentum und der bis dahin zum Judentum gehörenden Jesus-Bewegung. Gleichzeitig zu beiden Glaubensrichtungen zu gehören, war seitdem nicht mehr möglich.
Erst im 19. Jahrhundert begannen einzelne Konvertiten, sich erneut als „Judenchristen“ zu bezeichnen. Unter dem Einfluss von christlicher Judenmission entstanden nationale Allianzen „hebräischer Christen“, zunächst in England, dann auch in Deutschland und anderen Ländern. Der Aufschwung der Bewegung wurde durch das Nazi-Reich gestoppt.
In den 1960er und -70er Jahren gab es neue Aufbrüche in den USA und in Israel. Der Begriff „messianische Juden“ ersetzte die „hebräischen Christen“ und betonte das Jüdischsein, das auch in der Religionspraxis eine stärkere Rolle spielt.
In Deutschland ist die Gruppierung vor allem durch jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion geprägt, die ihre jüdischen Wurzeln erst im Zusammenhang ihres Übertritts zum Christentum entdeckten. Sie betonen häufig stärker die christliche Seite ihres Glaubens als ihre Schwestergemeinden in den USA oder in Israel.
In Deutschland stehen die messianisch-jüdischen Gemeinden der freikirchlichen Evangelischen Allianz nahe, während die evangelischen Landeskirchen ihnen eher skeptisch begegnen. leg